Erotische Experimente – Erzählungen und Gedichte bei dorante Edition



Jeder Mensch macht Fehler. Mein Fehler war, zuzustimmen, zwei der acht Geschichten, die ursprünglich für eine SF-Anthologie gedacht waren, und die dort auch wegen des Titels „Mein außerirdischer Liebhaber“ auch denkbar gewesen wären, mir ausreden zu lassen. Sie passten doch eher in eine Erotik-Anthologie. (Wie heutig sie schon sind, darüber lässt sich streiten.) Letzlich ist doch abzuraten, bei einer Anthologie, deren andere Texte man erst kennen lernt, wenn sie auf dem Markt ist. (Bei „Mein außerirdischer Liebhaber“ hätte ich allerdings dann auch mitgemacht.)

Das Lesen war ein Abenteuer, das allerdings zunehmend unangenehm wurde. Ja, der Band enthält eine Reihe erotischer Texte und ist auch abwechslungsreich, was die Herangehensweisen betrifft. In einer Skala von 1 bis 5, wenn 5 die Bestwertung darstellt, war ich etwa bei der Hälfte am Schwanken, ob ich 2 oder 3 werten sollte. Eher für 2 sprach der sprachliche Dilettantismus. Die meisten Texte bedüften einer gründlichen Überarbeitung. Den Autoren hätte der zwischenzeitliche Kontakt zu ihrem Deutschlehrer gut getan. Zumindest aber – und da achtet man dann weniger auf gute Sprache – aktivierten die meisten Texte tatsächlich erotische Fantasien. Ich hätte so schon bei der ersten Geschichte genörgelt, demjenigen Vorwürfe gemacht, was er dort an den Anfang gestellt hatte – man möchte doch „hineinfinden“. Bei aller Kritik am „Lektor“ - es folgt zum Teil so Peinliches, dass der Anfang akzeptabel ist.
Das Schlimmste: In der zweiten Hälfte überwiegen Texte, die schlicht nicht „erotisch“ sind. Herausragend Johannes Bettisch, der einige klassische „versaute“ Altherrenwitze zu „Geschichten“ aufgeblasen hat – wie um die Haltbarkeit seiner Kondome zu testen. Dass dann das Buch mit einer „echten“ Witzsammlung endet, sozusagen als Krönung, ist nur konsequent.
Außerdem ist ein Text hineingeraten, den ich als Kinderpornografie abgelehnt hätte. Man kann ja darüber streiten, wann „Pornografie“ beginnt. Voyeurismus kann ja etwas durchaus Erotisches sein. Aber einer etwa Sechsjährigen zuhören zu müssen, wie sie ihrem Teddy die Praktiken beschreibt, mit denen sie ihren Großvater sexuelle Befriedigung verschafft, fand ich abstoßend unangenehm – und wurde zur Leservergewaltigung, weil man nicht sofort weiß, wo man hineingeraten ist … und der Text endet auch nur mit einem Alibisatz der Belauschenden, der das Umfeld so wenig beleuchtet, dass es praktisch eben allein um die Beschreibung des strafbaren Aktes geht.
Also für diesen Teil 1 bis 2 „Sterne“, insgesamt also knapp am totalen Flopp vorbei.
Ergo: Eine radikale Streichorgie hätte den vorhandenen Ansätzen Geltung verschafft … und erotische Literatur sollte als Einheit von guter Sprache und sich entwickelnden Fantasien mehr Würdigung empfinden.

Insoweit meine beiden Texte darin von der Farbe der anderen „abbekommen“, kann ich nur sagen: Peinlich!“

Das Freitagsgedicht (42)


November

zum fallen zu faul
der regen

das vernebelte jahr
lässt sich nicht
abschieben
ins pflegeheim

sind die engel bereit
zum schlussverkauf
ist rieselschnee
für tannengrün
auf lager?

bunte blätter
getrocknet
zwischen alten kalenderseiten
ich blättere
in den neuen
ab märz

"Worte gegen rechts" ... bei ver.di


 KEHRICHT


Stolz lag sie,
die deutsche Eichel,
gefallen
vom edlen deutschen Eichelmutterundvaterbaum
auf der Straße
in die Zukunft,
als deutsche Eiche
von Unbesiegbarkeit zu künden,
auf dem Weg
des deutschen Wesens
in die ungenesene Welt.
An ihr hing noch,
merklich angebräunt,
sinnreiche Fügung der Natur,
ein Eichenlaubblatt.

Nicht ahnend,
was er damit tat,
oh Schande,
fuhr ein russischer Fahrzeugführer
mit seinem koreanischen Ölmobil
auf französischen Reifen
die künftige deutsche Eiche
in Krümel.
Und der Arbeiter
der die Straße von dem reinigte,
was er für Dreck hielt?
Zu welchem Volk
mochte der gehören?
Zum deutschen?
Nein!



In dieser Form habe ich das Gedicht nun für den VS-Wettbewerb eingereicht ...

Zum Freitag ...


Ein amerikanischer Roman

Ein verdammter Montag. Hank wachte auf mit dem Gefühl, es sei Samstag, aber wenn er sich wieder schlafen legte, wäre das Wochenende vorbei. Allein … es half nichts. Hank begann einen Tag voller Arbeit und Whisky oder Alpha und Omega, wie der Grieche sagen würde; zugegeben: vor allem Omega, viel Omega. Als Hank schließlich aus der Tür trat, traf ihn eine Kugel. Trotzdem lächelte er: Seinen Sonntag hatte er gelebt.

Das Freitagsgedicht (41)


Ein deutsches Eichelschicksal

Stolz lag sie, die deutsche Eichel,
nach ihrem Fall
vom edlen deutschen Eichenmutterundvaterbaum
auf der Straße
in die Zukunft,
als deutsche Eiche von Unbesiegbarkeit zu künden,
auf dem Weg des deutschen Wesens
in die ungenesene Welt.
An ihr hing noch, merklich angebräunt,
welch sinnreiche Fügung der Natur,
ein Eichenlaubblatt.

Nicht ahnend, welch Kulturschande er damit beging,
fuhr ein russischer Fahrzeughalter
mit seinem koreanischen Ölmobil
die deutsche Zukunftseichel
in Krümel.
Zu welchem Volk erst
mochte der Arbeiter gehören,
der die Straße von dem reinigte,
was er für Dreck hielt?
Ein Deutscher?
Nein!

Kandidaten ...


 Ein amerikanischer Roman

Ein verdammter Montag. Henk wachte auf mit dem Gefühl, es sei Samstag, aber wenn er sich wieder schlafen legte, wäre das Wochenende vorbei. So entschied er, munter zu bleiben. Allein … es half nichts. Henk begann einen Tag voller Arbeit und Whisky oder Alpha und Omega, wie der Grieche sagen würde; zugegeben: vor allem Omega. Als Henk schließlich aus der Tür trat, traf ihn eine Kugel. Sofort war ihm klar: Nun war egal, ob Montag war oder Wochenende. Trotzdem lächelte er: Es war ein verdammter Montag.

Literaturgeschichtliche Katastrophe

Von Goethe wurde einst berichtet,
dass er so gern die Lieb bedichtet.
Im Überschwange der Gefühle
schrieb er in typisch Goeth´schem Stile
dem Lektorat
von seiner Tat:
Man mache aus dem Kunstversuch
ein anfassbares Lyrikbuch.

Der Lektor war zutiefst entsetzt
und schrieb die Antwort wie gehetzt:
SO GEHT DAS NICHT.
Längst wäre schließlich übers Lieben
zu viel an Poesie geschrieben.
Das Thema sei so abgenutzt
und nebenbei auch sehr beschmutzt,
weil man davon ja schwanger werde,
Verschon er rücksichtsvoll die Erde
von seinen feinen Liebesreimen,
die ihm aus Hirn und Herze keimen.
Vielleicht,
wenn er es recht bedächte,
Herr Goethe, es wär gar nicht schlechte,
wenn er den Pegasus verwend´t
für Stoffe, die noch niemand kennt.
Als Dichter wäre er ein guter,
bereimte er das Wort Computer.
Das wär, es läge auf der Hand,
doch etwas, was noch keiner fand.

Warum nur gab nicht Goethe nach
und tat, wie jener Lektor sprach.
Dann wäre ihm es überlassen,
Computer reimlich anzufassen,
und mir zum Überdichten bliebe
eine neues, altes Stückchen Liebe.  

Ein deutsches Eichelschicksal

Stolz lag sie,
die deutsche Eichel,
nach ihrem Fall
vom edlen deutschen Eichenmutterundvaterbaum
auf der Straße
in die Zukunft,
als deutsche Eiche
von Unbesiegbarkeit zu künden,
auf dem Weg, der das deutsche Wesen
in den Rest der ungenesenen Welt brachte.
An ihr hing noch, merklich angebräunt,
welch sinnreiche Fügung der Natur,
ein Eichenlaubblatt.

Vielleicht würde sie einmal
nach Lichtenhagen reisen,
kampfbereit ihren Eichenstamm
undeutschen Sägern in den Weg stellen,
zum Symbol erwachsen,
unerwünschten Asylanten,
staatspastoral gesegnet,
zu zeigen,
Seht, Hier stehe ich – ich kann nicht anders
und ihr geht und bleibt, wo der Pfeffer wächst.

Nicht ahnend,
welch Kulturschande er damit beging,
fuhr ein russisch sprechender Fahrzeughalter
mit seinem asiatischen Ölmobil
die deutsche Zukunftseichel
in Krümel.
Niemand fragte nach dem Volk,
zu dem der Arbeiter gehörte,
der die Straße von dem reinigte,
was er für Dreck hielt.
Ein Deutscher
war er nicht.

KLEINlich

Intim mit
der fantasie
versuche ich
mich hineinzudenken
in die uniform
eines deutschen obersten
als gewissen
die mit kommandos
leben ausradiert
für die beförderung
zum generalheld
wie diese welt
welche zu brauchen behauptet
doch so maso
und so sado
sie mich nimmt
die fantasie
kann ich mich
noch im schrei
der erlösung nicht
wie undeutsch
als held
denken

Das Freitagsgedicht (40)

Innig

arme überall
vergeblich
die schreie
um hilfe
mir schwinden
die sinne
in den augen
des kraken
sehe ich
als letztes
das leuchten
der liebe

2 Kandidaten ...


Irrsinn


Ich bin die Menschheit und bin krank.
Das kann ich deutlich spüren.
Drum muss der nächste Weg mich wohl
zu einem Doktor führen.

Doch hab ich eines nicht bedacht
bei meiner Geistesschwäche:
Der ist ja selber nur ein Mensch,
zu dem ich leidend spreche.

Sein Sado-Masochist-Gesicht
ergrinst in aller Schnelle:
Dann zieh mal schnell die Hosen aus!
Ich weiß die rechte Stelle.“

Schon bin ich richtig krumm gemacht,
weg ist der gerade Rücken.
Den Hintern kräftig hochgestreckt!“
Ich muss mich wehrlos bücken.

Dann braust des Irren Medizin
im riesigen Klistiere
in meines Darmes dunkles Reich
ich fall auf alle Viere.

Es scheint, was mir dort eingespritzt,
war meiner Krankheit Wesen.
Der Arzt er meint satanisch nur:
Daran sollst du genesen.“

Fiskalpakt, Dollar, ESM ...
wie soll ich mirs verbeißen.
Die Därme spielen längst verrückt,
wann darf ich endlich scheißen.

Wodurch wurd´ ich so endlos krank?
Ich kann es noch nicht glauben:
Geld macht die Umwelt mir kaputt,
will mir die Zukunft rauben.

Vielleicht ist es noch nicht zu spät,
um selbst mich zu kurieren.
Ich halte mich dann künftig fern
von allen Geld-Klistieren.

War ich nicht einst naturgesund
kein Geld in Darm und Munde?
Wär nicht die Dauerkrankheit weg
nach der Toilettenstunde?

Ich kotz und scheiß es alles aus,
das Kapital, welch Kübel!
und komme putzfidel heraus …
Vorbei ist alles Übel.



Innig


überall
arme
vergeblich
schreie
um hilfe
mir schwinden
die sinne
in den augen
des kraken
sehe ich noch
das leuchten
der liebe

Das Freitagsgedicht (39)


Von den Träumern


Es lebten einst drei Träumer
in einer fernen Welt
des vorgestellten Reichtums
an virtuellem Geld.

***

Der erste ging geschäftig
des Tages Pflichten nach.
Er hatt´so viel vergessen,
längst lag er hälftig brach.

Doch ging er abends schlafen
dann lauerte ein Traum
mit albig schwerem Drucke
von früh gefälltem Baum.

Der Träumer hofft´ am Tage,
ihn quält die Hektik nicht,
und fühlt´ den Druck der Pflichten
zur Nacht als Baumgewicht.

Der Träumer flieht die Nächte,
der Träumer hasst den Tag,
weil er sie alle beide
so ganz und gar nicht mag.

Es steckt in jedem Tage
die Nacht und auch der Tag.
Das lässt sich nicht verändern,
selbst, wenn man es nicht mag.

***

Der zweite Träumer aber
erträumt in jeder Nacht,
wie schön für ihn der Tag wär,
was er dort hätt vollbracht.

Und jeder Morgen sagt ihm,
bald ist der Tag vorbei,
bald darfst du wieder träumen,
bald bist du wieder frei.

Den Tag zu überstehen
ist ihm sein höchster Sinn.
So gehen seine Jahre
als Traumnachtreihe hin.

Er will die geldnen Zahlen
im Lichte überstehn,
kann er danach im Dunklen
was traumhaft Schönes sehn.

Es steckt in jedem Tage
die Nacht und auch der Tag.
Das lässt sich nicht verändern,
selbst, wenn man es nicht mag.

***

Der dritte Träumer aber
pflückt seinen guten Traum
zur Nacht als roten Apfel
am Tag vom Apfelbaum.

Er will die Träume leben,
die er sich ausgewählt,
an Stelle leeren Geldes
fragt er, was wirklich zählt.

Er träumt in seinem Schaffen,
er schafft in seinem Traum,
er sieht vor lauter Träumen
die Albtraumzeiten kaum.

Die wollen ihn umfangen
mit einem Strick von Angst.
„Dir Träumer fehlt das Kleine,
um das du täglich bangst.

Es steckt in jedem Tage
die Nacht und auch der Tag.
Das wird auch nicht verändern,
wer es wohl ändern mag.“

***

Die drei verletzten Träumer
sie trafen sich am Tisch.
Zwei waren ziemlich müde,
der dritte schien noch frisch.

Der hat ein Lied gesungen:
„Singt Träume in die Welt,
damit sie tags und nächtens
uns richtig gut gefällt.“

Ihr denkt, ich sei der Träumer
am Tisch mit Nummer vier?
Wir hätten uns geeinigt
bei Rotwein, Cognac, Bier?

Ich muss euch da enttäuschen:
Es stand ein jeder auf,
mit seinen eignen Träumen,
die Welt nahm ihren Lauf.

Die Träumer sind am Sterben,
so langsam, nach und nach.
Die Welt des Virtuellen
wird leer und taub und brach.

***

Kommt, gehen wir zum Tischler
mit einem Auftrag hin:
Mach uns ein Bett für Riesen
mit Platz zum Träumen drin!

Bringt her die Schaummatratzen!
bringt her ein grenzenloses Zelt!
wir wollen träumend bauen
die geldlos schöne Welt!

Kommt alle rein, ihr Träumer,
solang es euch noch gibt!
Kommt, träumen wir zusammen,
wie man sich alblos liebt!

Es steckt in jedem Tage
die Nacht und auch der Tag.
Doch kann man sie gestalten,
bis man sie beide mag. 

Kandidat für FAK , Arbeitsstand ...


Die Ballade von den Träumern



Es lebten einst drei Träumer
in einer fernen Welt
des angehäuften Reichtums
an virtuellem Geld.

***

Der erste ging geschäftig
des Tages Pflichten nach.
Er hatt´so viel vergessen,
längst lag er hälftig brach.

Doch ging er abends schlafen
dann lauerte ein Traum
mit albig schwerem Drucke
von früh gefälltem Baum.

Der Träumer hofft´ am Tage,
ihn quält die Hektik nicht,
und fühlt´ den Druck der Pflichten
zur Nacht als Baumgewicht.

Der Träumer flieht den Nächten,
der Träumer hasst den Tag,
weil er sie alle beide
so herzlich wenig mag.

Es steckt in jedem Tage
die Nacht und auch der Tag.
Das lässt sich nicht verändern,
selbst, wenn man es nicht mag.

***

Der zweite Träumer aber
erträumt in jeder Nacht,
wie schön für ihn der Tag wär,
was er dort hätt vollbracht.

Und jeder Morgen sagt ihm,
bald ist der Tag vorbei,
bald darfst du wieder träumen,
bald bist du wieder frei.

Den Tag zu überstehen
ist ihm sein höchster Sinn.
So gehen seine Jahre
als Nacht voll Träume hin.

Er will die geldnen Zahlen
im Lichte überstehn,
kann er danach im Dunklen
was traumhaft Schönes sehn.

Es steckt in jedem Tage
die Nacht und auch der Tag.
Das lässt sich nicht verändern,
selbst, wenn man es nicht mag.

***

Der dritte Träumer aber
pflückt seinen guten Traum
zur Nacht als roten Apfel
am Tag vom Apfelbaum.

Er will die Träume leben,
die er sich ausgewählt,
an Stelle leeren Geldes
fragt er, was wirklich zählt.

Er träumt in seinem Schaffen,
er schafft in seinem Traum,
er sieht vor lauter Träumen
die Albtraumzeiten kaum.

Die wollen ihn umfangen
mit einem Strick von Angst.
„Dir Träumer fehlt das Kleine,
um das du täglich bangst.

Es steckt in jedem Tage
die Nacht und auch der Tag.
Das wird auch nicht verändern,
wer es wohl ändern mag.“

***

Die drei verletzten Träumer
sie trafen sich am Tisch.
Zwei waren ziemlich müde,
der dritte schien noch frisch.

Der hat ein Lied gesungen:
„Singt Träume in die Welt,
damit sie tags und nächtens
uns richtig gut gefällt.“

Ihr denkt, ich sei der Träumer
am Tisch mit Nummer vier?
Wir hätten uns geeinigt
bei Rotwein, Cognac, Bier?

Ich muss euch da enttäuschen:
Es stand ein jeder auf,
mit seinen eignen Träumen,
die Welt nahm ihren Lauf.

Die Träumer sind am Sterben,
so langsam, nach und nach.
Die Welt des Virtuellen
wird leer und taub und brach.

***

Kommt, gehen wir zum Tischler
mit einem Auftrag hin:
Bau uns ein Bett für Riesen
mit Platz zum Träumen drin!

Bringt her die Schaummatratzen!
bringt her die Federwelt!
wir wollen träumend bauen
die geldlos schöne Welt!

Kommt alle rein, ihr Träumer,
solang es euch noch gibt!
Kommt, träumen wir zusammen,
wie man sich alblos liebt!

Es steckt in jedem Tage
die Nacht und auch der Tag.
Doch kann man sie gestalten,
bis man sie beide mag.



Das Freitagsgedicht (38)


 nähe so fern


und wieder verging
ein pettingtag
sie erwartete von ihm
erfüllung
er versprach
liebe im
ewigkeitsmodus
sie pflegte ihre hoffnung
guter hoffnung zu werden
er fand sich nicht
in ihr
in ihren blogs
steht viel
über die tage
an denen wieder
nichts geschah
unmerklich
hörten beide auf
vom anderen
etwas zu erwarten

Filosofisches

"Was heißt hier, nutze jeden Tag, als wäre er dein letzter?! Auf jede Stunde kommt es an.", schimpfte die Eintagsfliege und tat das, was sie am besten konnte: Fliegen ...

Das Freitagsgedicht (37)


Paradies




Wenn 
kein HERR diktierte
und jeder Apfel
Erkenntnis brächte,
stürbe kein Traum
unter Verwilderndem,
wären wir wieder zurück
und ER bliebe
nicht mehr
allein.

Kandidaturen für den FAK


Paradies


Einst
wurden die ersten Wissenden
verjagt.
Wild wuchern nun
unbeschnittene Triebe
unbeherrschten Grüns
in den Himmel.
Nirgendwo
eine Eva, die
Kontakt suchenden Schlangen
Gesellschaft gewährte.
Nur ein verknorrter Baum
erinnert sich
des ersten
genossenen Apfels.

Wo 
kein HERR diktierte
und jeder Apfel
Erkenntnis brächte,
stürbe kein Traum
unter Verwilderndem,
wären wir wieder zurück
wäre ER nicht mehr
allein.

.Slov ant Gali: Auf kleiner Flamme

wieder
ein pettingtag vergangen
sie erwartete von ihm
erfüllung ihrer wünsche
er versprach
ewige liebe
sie pflegte ihre hoffnung
guter hoffnung zu werden
er fand sich nicht
in ihr
in ihren tagebüchern
steht viel
über den tag
an dem wieder
nichts geschah
bis beide
aufhörten
vom anderen
etwas zu erwarten



Slov ant Gali: befreit

schenk mir eine träne
fürs knopfloch
oder aus bernstein
als schmuck am ohr
zum kühlen
meines veilchenäugigen herzens
muss sie nicht taugen

ich hänge
deine seifenblasenlustballons
an regenbogen
in meinen weinkeller

an einsamen tagen
werde ich
hinabsteigen und
fetzen von
schlangenhaut finden


Das Freitagsgedicht (36)

Europawetter



(Berlin, Ende Juli 2012)


glaswollene wattewolken
milchen warmes
himmelsblau
niemand sagt offen
über ganz spanien wolkenloser himmel 1
im keller liegt
nicht nur
griechischer wein
dunkel und kühl
der deutsche michel
schwankt:
blitz und donner
oder
badeseeidyll?
weiterhin
wechselnde winde



1
Am 17. Juli 1936 lösten auf die Geheimlosung »Über ganz Spanien wolkenloser Himmel«, die der Radiosender Ceuta verbreitete, Generale einen seit Monaten vorbereiteten Militärputsch gegen die Volksfront-Regierung aus. Am 18. Juli entbrannte in ganz Spanien ein drei Jahre dauernder, international geführter (Bürger-) Krieg.

Das Freitagsgedicht (35)


Sommerausklang

mir tropft
letzte mohrenschminke
auf die krawatte
scheintoten blicks
träume ich
von der zeit
in der du
deine mahagoni gefärbten
schamhaare
auf meine trotzglatze
drapiertest

ich reiße
das augustblatt
vom kalender

im schatten unserer buche
suche ich
mahagonilaub
nach dir
kommt oktober
wird der boden
vorfäulnisbunt

FAK-Kandidaten


Impressionen vom Wetter

(Berlin, Ende Juli 2012)

glaswollene wattewolken
milchen warmes
himmelsblau
niemand sagt offen
über ganz spanien wolkenloser himmel
im keller lagert
nicht nur
griechischer wein
dunkel und kühl
der deutsche michel
schwankt
zwischen badeseeidyll
und vielleicht doch
gewitter
das bikinioberteil
der nachbarin
sucht sonnenbrandwind



Der Mohr hat seine Schuldigkeit noch nicht getan


Wenn ich vor Hitze
Mohrenschminke
ausschwitze,
träume ich scheintoten Blicks
von der Zeit,
in der du
deine mahagoni gefärbten
Schamhaare
auf meine Trotzglatze
toupiertest.

Ich reiße
das nächste Blatt
vom Kalender
meines Lebens
Schon September

Im voreiligen Laub
suche ich
abgeworfenes Mahagoni
Vielleicht wird
der Oktober
nach dir bunter



Versucht haben wir es ...


Endlich
keine Angst
in der Hand
deine Hand
unter den Füßen
Luft
freier Flug
für Sekunden
ein unabhängiges Leben
etwas
was es nicht gibt
für mich
wie für dich
nur Sekunden
bis zum Aufschlagen
doch unterwegs
winken
die Arme
der Hoffnung
im letzten Moment
würden sie
zu Flügeln

Das Freitagsgedicht (34)


Lied, bei Mondenschein zu krächzen

Die Woche hat begonnen,
das Glück ist mir zerronnen,
allein ein Kater blieb zurück.
Die Mahnung von der Steuer
samt deinem Bild im Feuer
von dir und mir ein großes Stück.

Ich bin so melancholisch,
mir ist auch gar nicht wohlisch
die Zeit mit dir war wunderbar.
Nun hast du mich verlassen,
ich kann es gar nicht fassen,
dass alle lachen, hell und klar

Bald merke ich indessen
man hat mich nicht vergessen
der Kuckuckmann steht an der Tür.
„Wann zahlen Sie denn endlich,
Ich schau mal, was hier pfändlich.“
Wen wundert´s, dass ich Sehnsucht spür …


(Die Ahnung, dies Gedichtchen mit der Melodie von "Der Mond ist aufgegangen ..."

Das Freitagsgedicht (33)


Rudi aus Rühstädt

nach Motiven von Robert Göbel


Wo Elb und Havel innig auen,
ist Land, wo Frösche glücklich schauen,
bis dann die Störche wiederkommen
zum Wadenbiss für all die Frommen.

So mancher Frosch hat nichts zu zappern,
sobald die Storchfamilien klappern.
Die machten Rühstadt weltbekannt
vom Prignitz- bis ins Kongoland.

Von dort ist Rudi heim gekommen
und hätt sich gern ne Frau genommen.
Doch steckten noch im Storchgefieder
Baluba-Pfeil und Kongo-Lieder.

Er hat den Schützen ausgelacht,
den Pfeil als Beute mitgebracht.
Er muss vor jeder Störchin protzen,
welch Widrigkeiten er konnt´ trotzen.

Die Konkurrenz, die ist sehr groß
um Platz für den Familienschoß.
So manches hohe Wagenrad
ward schon besetzt von andren grad.

Die Menschen hatten bald entdeckt
den Pfeil, der in dem Rudi steckt.
Sie machten ihn sofort zum Held
als Immigrant aus Kongowelt.

Mit deutscher Überlebenskraft
hat er solch langen Flug geschafft.
Doch keine Störchin zeigte Willen,
des Rudis Brüterlust zu stillen.



So schloss der Rühstadt-Dorfverein,
das darf nicht Rudis Ende sein.
Im Kongo beinah´ eingetopft
wird er bei uns nun ausgestopft.

So können wir der Welt vermelden,
in Rühstadt gibt´s nen deutschen Helden,
Wir singen laut ihm ein Te Deum
im heimatlichen Dorfmuseum.

Es freut mich, dass sich Robert freute, dass er mich derart inspiriert hat ...

FAK-Kandidaten

Eigentlich habe ich nicht einmal einen geeigneten Streichkandidaten gefunden und überlege, mit folgenden Gedichten in die morgige Autorenkreisdiskussion zu starten:


Slov ant Gali: Rudi aus Rühstädt

nach Motiven von Robert Göbel


Wo Elb und Havel innig auen,
ist Land, wo Frösche glücklich schauen,
bis dann die Störche wiederkommen
zum Wadenbiss für all die Frommen.

So mancher Frosch hat nichts zu zappern,
sobald die Storchfamilien klappern.
Die machten Rühstadt weltbekannt
vom Prignitz- bis ins Kongoland.

Von dort ist Rudi heim gekommen
und hätt sich gern ne Frau genommen.
Doch steckten noch im Storchgefieder
Baluba-Pfeil und Kongo-Lieder.

Er hat den Schützen ausgelacht,
den Pfeil als Beute mitgebracht.
Er muss vor jeder Störchin protzen,
welch Widrigkeiten er konnt´ trotzen.

Die Konkurrenz, die ist sehr groß
um Platz für den Familienschoß.
So manches hohe Wagenrad
war schon besetzt von andren grad.

Die Menschen hatten bald entdeckt
den Pfeil, der in dem Rudi steckt.
Sie machten ihn sofort zum Held
als Immigrant der Kongowelt.

Mit deutscher Überlebenskraft
hat er solch langen Flug geschafft.
Doch keine Störchin zeigte Willen,
des Rudis Brüterlust zu stillen.

So schloss der Rühstadt-Dorfverein,
das darf nicht Rudis Ende sein.
Im Kongo beinah´ eingetopft
wird er bei uns nun ausgestopft.

So können wir der Welt vermelden,
in Rühstadt gibt´s nen deutschen Helden,
Wir singen laut ihm ein Te Deum
im Heimat Rühstadt Dorfmuseum.

Lied, bei Mondenschein zu krächzen

Die Woche hat begonnen,
das Glück ist mir zerronnen,
allein ein Kater blieb zurück.
Die Mahnung für die Steuer
samt deinem Bild im Feuer
die bau´n mich auf ein großes Stück.

Ich bin so melancholisch,
mir ist so gar nicht wohlisch
die Zeit mit dir war wunderbar.
Nun hast du mich verlassen,
ich kann es gar nicht fassen,
dass jeder lacht, so hell und klar

Bald merke ich indessen
man hat mich nicht vergessen
der Kuckuckmann steht an der Tür.
„Wann zahlen Sie denn endlich,
Ich schau mal, was ist pfändlich.“
Wen wundert´s, dass ich Sehnsucht spür …


Das Freitagsgedicht (32)

Freiheit ist immer ...



er forderte freiheit
als freiheit der
anders denkenden
denn er dachte 
anders

dann kam der moment
da dachte er
denen gleich
die nicht
anders denken
wollten

wer fordert
nun
die freiheit der
anders denkenden?

FAK-Spiele

Was im Friedrichshainer Autorenkreis zur Diskussion gestellt wird, verändert sich besonders stark. Im Augenblick sähen die Kandidaten so aus:


freiheit ist immer ...


freiheit ist immer ...

er forderte
freiheit
auch als
freiheit der
anders denkenden
denn
er dachte gerade
anders

dann kam
der moment
da dachte er
gleich

seitdem
sorgt er sich
anders denkende
könnten
herrschend
denken




mahlzeiten




als ein fleischer
die lizenz
für die wahrheit
erworben
hängte er sie
als räucherwurst
weithin sichtbar
an haken
leichter verkaufen
ließ sie sich
in scheiben geschnitten

als ein bäcker
die lizenz
für die wahrheit
erworben
versetzte er sie
mit hefe
damit sie aufgehe
zum riesigen
kaiserbrötchen

vertrocknete reste
verkaufte er
gerieben
panade für
schnitzel mit
dem gelben vom ei

eine spinne
hatte gefunden
was ich
vergeblich gesucht
und alle wahrheit
umwoben mit feinem geifer
zum feuchten netz

gefangen im kokon
werde ich
hauptgericht
künftiger kleiner
spinnen

Das Freitagsgedicht (31)

Keine Absage



Es lag auf der Wiese begehrend vereint
die Liebe, tentakelt vom Hass.
Sie stöhnte und lachte und hat auch geweint
und geleert lag am Rande ein Fass.

Sie zeugten im Mitternachtsmondenschein
ein mit Wahnsinn beladenes Kind.
Ich weiß, es konnt nur ein Dichter sein,
alles sehend und gleichzeitig blind.

Er kaut auf der Wahrheit vergeblich herum,
mit Zähnen von Süßem zernagt.
Das Leben scheint ihm Martyrium,
der Pegasus schwach und betagt.

Doch wird über Menschen erst gerichtet,
ist keiner mehr da, der weint, hofft und dichtet. 

Ein Märchen am Freitag ...


Das traurige Märchen vom salzigen Tropfen


Es lebte einmal im riesigen Ozean ein salziger Tropfen. Als Kind hatte er sich einen Namen gewünscht. Aber es gab ja so viele Tropfen um ihn herum und viele waren so salzig wie er. So wollte ihm niemand einen Namen geben und der Tropfen fühlte sich unnütz. Er wusste nicht mehr, warum und seit wann er salzig war, aber er erinnerte sich gut, wie ihn vor langer Zeit ein junger Schwimmer ausgespuckt hatte. "Ist das hier salzig!", hatte der gerufen und "Ih!" Seit jenem Tag hatte der Tropfen immer wieder in den nassen, vom Tang angegriffenen Seiten des großen alten Buchs von Mutter Natur geblättert. Endlich fand er etwas, was ihn glücklich machte. Salziges Wasser, so hatte da gestanden, hält Schwimmer an der Oberfläche des Meeres. Erst wenn es zu viel gäbe vom Salz, würde aus dem Meer von Leben ein Totes Meer.
Von nun an achtete er in der Nähe der felsigen Insel auf die Schwimmer, die bei Sonnenuntergang ein letztes Bad im Ozean nahmen. Er schob sich heimlich unter sie und war nun ein richtig stolzer, weil salziger Tropfen. Alle Schwimmer blieben an der Oberfläche. Keiner ging unter.
An einem Tag, an dem Wolken den Sonnenuntergang versteckten, tauchte der Tropfen das erste Mal unter eine Schwimmerin, die er bald heimlich seine kleine Nixe nannte. Wie war die keck: Lange, ganz lange hatte der salzige Tropfen gebraucht, um zu begreifen, dass sie mit Absicht in des Wassers Tiefe tauchte, um den lieblichen Gesang des Meereschores zu vernehmen. Trotzdem schob sich der Tropfen weiter unter sie, um sie mit all seiner Kraft hoch zu drücken. Es konnte ja sein, sie schaffte es nicht allein und dann wäre seine Stunde gekommen. Manchmal blieb er noch einen kurzen Augenblick an ihrer Haut haften, wenn sie, ihr Bad beendend, längst wieder festen Grund an den Fußsohlen spürte. Er wusste es ja: Bevor sie das Ufer erreichte, schüttelte sie sich noch einmal kräftig. Dann fiel er zurück zwischen die vielen anderen Tropfen. Er war bereit, die Stunden zu warten, bis er wieder auf seine Nixe aufpassen musste. Natürlich hätte er nicht müssen, aber er wollte müssen; also tat er es.
Eines Nachts, als der salzige Tropfen träumend in Ufernähe an der Oberfläche des Ozeans trieb, sah er, wie die Nixe die äußere ihrer zarten Häute zum Trocknen auf ein Gestell hängte. Wie sie da zu ihrer Hütte lief, ungeschützt durch die alltägliche Außenhaut, leuchtete sie heller als der an diesem Abend den Strand beobachtende Mond. Das machte den Alten oben ganz neidisch. Kaum war die Nixe nicht mehr zu sehen, sprang er von seinem Himmelsplatz herunter, griff sich die trocknende Haut und leuchtete nun selbst viel heller, weil ihm ein dreister Raub gelungen. Der salzige Tropfen hatte zwar alles gesehen, doch er konnte nichts tun und keine Sprache war ihm gegeben, der enthäuteten Nixe zu helfen.
Tagsüber verdeckte sie ihre empfindsamen Stellen durch künstliche Häute, die den kitzelnden Wind abhielten, die sengende Sonne und die Blicke der Männer der Insel. Abends aber, wenn der Wind und die Sonne und die meisten Männer bereits schliefen, legte die Nixe ihre falschen Häute ab und stieg wie gewohnt zum Bad in den Ozean. Sofort war der salzige Tropfen zur Stelle, schob sich unter die heimlich Geliebte, die ja nun, so meinte er, seines besonderen Schutzes bedurfte. Er musste ihr nur nahe genug sein, um schnell und fest zuzugreifen und sie an der Oberfläche zu halten.
Aber oh Schreck: Der Tropfen hatte die Unterhaut berührt und die Nixe schrie auf vor Schmerz. Wie das brannte! Das war bestimmt das Salz im salzigen Tropfen. Die gequälte Nixe rannte zum Strand zurück und blickte entsetzt zum Wasser. Dort würde sie nicht mehr hineingehen.
So sehr der kleine salzige Tropfen in der Nähe des Ufer durchs Wasser schwamm - was sollte ein Tropfen im Ozean schon anderes tun - er bekam seine Nixe nicht wieder zu Gesicht.  Da weinte er viele kleine salzige Tränen. Jammernd dachte der Tropfen darüber nach, ob und wann denn der Nixe eine neue Haut wüchse, damit er sie wieder beschützen könne. Aber im Buch der weisen Natur waren die Stellen, an denen eine Antwort gestanden hatte, vom Schlick verwischt.
Der einsame salzige Tropfen wartete noch viele Nächte vergeblich unter dem schadenfrohen Grinsen des Mondes. Eines Morgens beschloss er, seinem nutzlos gewordenen Leben ein Ende zu setzen. Er warf sich in die Luft und ließ sich von sengenden Sonnenstrahlen, die mit liebestollen Windhosen spielten, in Dunst verwandeln. Von nun an schwamm er im Wolkenmeer. Nichts Anderes wünschte er sich, als einmal noch auf seine Nixe zu treffen. Er träumte es so laut, dass der Wind drehte. Der Tropfen ahnte nicht, wohin er getrieben wurde. Er fror in heimatferner Höhe, bis er als Regentropfen auf der Hütte der Nixe landete. Aber das ist eine ganz andere Geschichte, denn inzwischen war der salzige Tropfen zwar noch ein namenloser, aber kein salziger Tropfen mehr.

Böser Humor ...

Da meint man es nun einmal gut, fertigt für ein förderungswürdiges Projekt eine Pressemitteilung und bringt sie auf einem "offenen Presseportal" unter ... und nun das: Es lohnt sich die Mitteilung zu lesen und den Kontakt aufzunehmen ... aber die Links, die in den Text eingebaut sind (!), sind NICHT original sondern Werbeeinblendungen des Portals! Wer Glück hat, hat gerade keine unterlegt und nur sichtbare Werbung ...

http://www.offenes-presseportal.de/kunst_kultur/letztlich_haengt_alles_am_geld_-_der_staendige_berlebenskampf_antifaschistischer_traditionspflege_409408.htm

Verträumtes ...

Jugendträume sind etwas (mindestens) Zweischneidiges: Auf der einen Seite Triebkraft zum Vorwärtsschreiten auf der anderen Grund für spätere Erkenntnis der Unerfüllbarkeit.
Doch darf man sie total auf den Boden der Realität hinabziehen, weil man nach der eigenen Jugend um Unmöglichkeiten weiß?
EINE mögliche Antwort ist eine mathematisch-philosophische: Das einzige absolute Wissen um unser Wissen ist, dass wir kein absolutes Wissen haben können.
Eine literarische: Durch ein Löchlein in einer Mauer duftete es verführerisch nach Honig. Der weise alte Bär hatte sich Schnauze und Tatzen wund gerieben. Da kam eine junge, weltfremde Biene und setzte sich erschöpft vom weiten Flug auf des Bären Tatze. "Ach ja, du hättest auch gern den Honig, stimmt´s?! Aber da kommt man nicht durch." Da bewegte die Biene ihre Flügel und verschwand für die Blicke des Bären durch das Löchlein in der Wand. (Die Geschichte kann noch weiter gehen: Da der Bär aber ein pessimistischer Bär war, jammerte er. "Arme Biene! Nun wirst du dich AM Honig überfressen und nicht mehr aus der Mauer herauskommen ...")
Was kann also die Jugend dafür, dass die Alten ihre Träume schon verloren haben?

Eitelkeit

Künstler sind eitel. Das ist normal. Die, die behaupten, ihnen liege nichts an der Anerkennung durch andere, kokettieren mit der Hoffnung, sie über den Umweg über diese Äußerung vielleicht doch zu gewinnen.
Gestern kam ich mir aber wie ein Superpfau vor:
Ich habe nicht mitgezählt, wie viele Autoren gelesen haben. Auf jeden Fall war die Zahl zweistellig. Jeder durfte bis 4 Minuten lesen, so 2-3 Gedichte. Ich hatte umdisponiert und zu meinen ursprünglich zwei noch ein drittes, besonders vortragstaugliches Gedicht aus "worträume" ausgewählt. Das Buch hatte ich ja mit. Dass die Wirkung meiner drei Gedichte (höchste Aufmerksamkeit, spontaner Sonderbeifall für jedes einzelne Gedicht, eine Zuhörerin, die nach Lesungsschluss auf mich zustürmte, um dieses Buch zu erwerben) so extrem sein war, versetzte mich in einen richtigen positiven Taumel. Da kam mehr rüber als "nur" Spaß am Vortrag. Und - wie gesagt - ich war der einzige "Herausgehobene" (wobei einige der Lesenden einfach insofern "versagten", dass sie echte "Lese-Gedichte" anboten, ohne überdurchschnittliche Rezitationstalente zu besitzen).
Pfau, Pfau, Pfau!!!
Sollte mein Selbstbewusstsein so mikroskopisch sein, dass ich mich in einem solchen zum Erfolg aufgeblähten Erlebnis suhlen muss?! Wahrscheinlich ja.
Zur gleichen Zeit lasen übrigens weltweit Dichter für den Frieden. Die unsere war insgesamt gelungen, allerdings  nicht vergleichbar mit jener wunderbaren im selben Haus mit Bernard Mayo und mehr Lateinamerikanern.

Kandidaten für Donnerstag




(1)

manchmal möchte ich
mein Leben ablegen
wie ein unbequem gewordenes Kleid

ich höre dich
dasselbe sagen
und schweige

du willst nicht
das meine
und ich nicht
das deine






(3)

manchmal möchte ich
mein Leben ablegen
wie ein unbequem gewordenes Kleid
und mir ein neues bestellen

meine Maße
kennt kein Katalog
also beginne ich
mir eines zu nähen

du lachst
über meine blutigen Finger

ich verüble es dir nicht
wenn ich nur
bei dir
nackt sein darf


(5)

Manchmal wünschte ich
du legtest dein Leben ab
vor meiner Tür
wie ein unbequem gewordenes Kleid

Wir schneidern uns
zusammen
einen Schrank voll neuer
du für mich
meine Ecken zu verbergen
ich für dich
mit Stellen
an denen deine Haut
durchblitzt

Wir zerschnippeln Ballen
farbiger Ideen
bis wir uns
unter schneeweißer Decke
in unverhüllten Träumen treffen

Später schauen wir
vor die Tür
nach deinem alten Kleid
Du ziehst es wieder an
denen draußen zuliebe



(8)

manchmal möchte ich
mein Leben ablegen
wie ein unbequem gewordenes Kleid

ich höre dich
dasselbe sagen
und schweige

vor dem Kochwaschgang
malen uns aus
unsere Kleider
liefen ein
dann brauchten wir
neue

aus dem Trockner
kommen sie
warm und weich

Tage danach
beengt dich das deine
juckt mich das meine
warten wir
auf unsere Stunde
im Waschsalon



(7)

manchmal wünschte ich
du könntest dein Leben ablegen
wie ein unbequem gewordenes Kleid
wenn du
über meine Schwelle trittst

Von mir bekämst du
eine riesige Schere
und für draußen
reichte nachher
mein Mantel
aus Bärenhaut

wenn wir dicht genug
aneinanderrückten
sogar für uns beide