Das Freitagsgedicht (14)


Haltepunkt

Manchmal möcht´ ich all den Modder überspringen
Sieben Meter aus dem Stand, noch besser zehn
Möchte aufwärts fliegen
Lieder singen
Statt mürrisch Stuf´ für Stufe hoch zu gehen
Als würd´ dies frische Luft bedeuten
Möchte gleich zum großen Sturme läuten
Statt dass ich euer letztes Wort ertrage
Stell ich
Was wahr scheint
Noch in Frage

Dann seh ich meine Wegmarkierung wieder
Knie traurig grübelnd vor ihr nieder
Bin ich erneut im Kreis gelaufen?
Sind es die alten
oder neue Hundehaufen?

zu Makarenko "Der Weg ins Leben"

Ich habe das Buch antiquarisch ergattert und angefangen es zu lesen: Makarenko „Der Weg ins Leben“. Es lässt sich lesen – aus verschiedenen Blickrichtungen. Wer es nur als „schöngeistige Literatur“ delektieren möchte, wird weniger auf seine Kosten kommen. Wer die Anfänge der „Sowjetmacht“ in Russland / der Sowjetunion verstehen will, erlebt, erahnt und erfühlt schon mehr. Zwar kann man eine Gesellschaft nicht allein an ihren jungen Verbrechern festmachen, aber die vielen Details lassen eine Lebenswelt sichtbar werden, die vieles verständlich macht.
Wer es – wie zu DDR-Zeiten oft – als Grundwerk der Pädagogik zu lesen versucht, sollte vorsichtig sein. Das ist Autobiographie, sehr persönlich geschrieben und vom Helden positiv gedeutet, wo es pädagogisch zu verallgemeinern wäre. Entscheidender ist die dem Text innewohnende Menschlichkeit. Sie macht es schwierig, Fehler wirklich als Fehler zu sehen. Natürlich wirft es sich Makarenko vor, zweimal „ausgerastet“ zu sein – zu Beginn vor dem Anfangsscheitern und in der Auseinandersetzung um den Antisemitismus der Zöglinge. Hätte er aber „pädagogisch“ gehandelt, wäre relativ früh untergegangen und das „schmähliche“ Ende der Judenmobberei wäre auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Makarenko zeigt genau genommen, dass wichtiger als JEDES Prinzip das tief empfundene Engagement für die Sache, die menschliche Anteilnahme ist. Die Ausraster als Prinzip bedeuteten „Stalinismus“ - im Geschehen waren sie das für die Jugendlichen verständliche Zeichen der Verletztheit, des Schmerzes, „Ich hab es doch gut gemeint und ihr ...“ Aber eben nicht als floskelhafter Vorwurf, sondern als spontane Reaktion.
Vielleicht sollte man doch das Verhältnis „der Gesellschaft“ zu ihren jugendlichen Außenseitern überdenken. Was dort beschrieben wird ist eine Mischung aus Strafkolonie für jugendliche Verbrecher (außer Mördern) und Heim. Mitunter steht der „Held“ richtig hilflos vor der „kriminellen Energie“ seiner Schützlinge. Aber nie fällt er in eine Haltung „Die Jugend von heute“. Er kämpft mit seinen Mitteln. Es sind nicht immer die, die ich gelernt habe. Er verweigert das Prinzip KEINEN fallen zu lassen.
Manchmal fürchte ich, dass die heutige Gesellschaft auf ein Niveau herabfallen könnte, dass einen Makarenko nötig macht. Manchmal aber sage ich mir, wir brauchen wieder Menschen mit einem solch bedingungslosen Elan, um den Karren, der schon zu mehr als 2/3 überm Abgrund hängt, wieder zum Fahren zu bringen ...  

Wer brav sein will, darf nicht arm sein ...

Einmal hatte ich es versäumt, meine Jahresdurchsicht beim Zahnarzt über mich ergehen zu lassen. Da war viel zu machen. In diesem Jahr hoffte ich auf Lohn für demonstriertes Gesundheitsbewusstsein. Denkste: Eine Normalbehandlung (Zweiter Termin, liegt hinter mir) und das Todesurteil für zwei Kronen. Das kostet ... hoffte ich, mich nichts. Also Antrag gestellt. Zum einen der deutsche Formularweg, zum anderen kam getrennt davon Post: Marsch zum Gutachter. Als ein Doppel davon beim Zahnarzt ankam, der große Schreck: Es war nicht geröntgt worden und vielleicht wurde noch nicht genug Zahnstein entfernt? Also schnell noch dafür ein Termin, obwohl ich schon Probleme hatte, den Mund aufzumachen, weil mehrere Nerven frei zu liegen scheinen. Und die Schwester fand noch Stellen zum Sadistenspiel. So. Nun geht es gleich zum Gutachter ... und vielleicht kann dann GLEICH die eigentliche Behandlung beginnen ...

Berliner Wahlsonntag

Bin meinen "staatsbürgerlichen Pflichten" nachgekommen. Habe auf drei Zetteln Kreuze gemacht ... also drei Kreuze. Auf dem Rückweg hat es leicht geregnet. Eigentlich weiß sich nur, dass der CDU-Slogan die albernste Lüge ist: "Damit sich was ändert". Eigentlich gibt es keine realistische Konstellation, bei der sich etwas ändern würde. Da kann man wirklich einer Partei sein Kreuz schenken, die keine Einzugschance hat ...

Das Freitagsgedicht (13)


Kunstbekenntnisse

Selten
bin ich
Realist.
Dann schreibe ich Science Fiction.

Gelegentlich
erkenne ich,
was ich alles nicht über die Liebe weiß.
Dann schreibe ich Liebesgedichte.

Oft
möchte ich
die ganze Welt verstehen.
Dann küsse ich den geknüpften Strick.

Herbert Ritter und Friedrich II - Eine streitbare Auseinandersetzung

Vielleicht ist die Logik besonders abwegig ... aber ich finde, dass gerade es für das "Produkt" spricht, dass die Versuche, mit Fotos die Ausstellungseröffnung in den Räumen der Potsdamer Norbert-Fiebelkorn-Stiftung wiederzuspiegeln, gescheitert sind. Ich habe alle betrachtet ... und sie werden alle dem Ereignis nicht gerecht. Das finde ich gut. Das, was da mit viel Liebe zum Detail zusammengetragen wurde, sollte man einfach in Ruhe ansehen. Die "Kleinigkeiten", die mich besonders angesprochen haben, waren übrigens auf keinem Foto zu erkennen.

Ein Brief - Maria Gutiérrez wird ihn verstehen


Sei gegrüßt, Schwester!
Licht brauchte 
drei Billionen Jahre
und mein Leben
von mir zu dir
und umgekehrt.

Doch ich weiß,
du bist wie ich und
schreibst gerade ein Gedicht
wie ich,
die Menschen um dich herum
- ja wir nennen einander auch Menschen -
ach so die Menschen also
möchtest du damit
ein Stück in Richtung
großes Glück
schubsen.

Du
schreibst vom Vertrauen in Liebe,
die den Raum
überbrückt,
die dem bösen Wort
Eifersucht Sinn gibt und nimmt,
und dass wir doch immer
mehr erreichen möchten, als
wir können, und
uns an den falschen Stellen
bescheiden.

Du
schreibst
von der Rechnung,
die man nicht aufmachen darf,
weil kein
künftiges Leben
Variable sein darf
mit größer als oder
kleiner als ein anderes,
gegen Krankheiten,
die uns so ungerecht
niederschlagen,
wenn wir so dicht vor
der Lösung stehen.

Ich
schreibe nur von Frieden und
Liebe im Krieg.

Wunderst du dich
über die archaischen Wörter?
Nun, nicht jeder
Big Bang
führt zu den richtigen
Gedichten.

Una carta - María Gutiérrez lo entenderá ...

Dios te salve, hermana!
luz necesaria
tres mil millones años
y mi vida
de mí para ti
y viceversa.

Pero yo sé
eres como yo y
escribir un poema
I,
las personas que te rodean
- Sí, nos llaman unos a otros, incluso la gente -
oh para que la gente por lo tanto,
usted lo quiere
una pieza en la dirección
afortunado
. push

usted
escribir sobre la fe en el amor,
el espacio puente
a la mala palabra
Los celos tiene sentido y se
y que siempre
queremos conseguir más de
podemos, y
nosotros en los lugares equivocados
modesto.

usted
escribir
del proyecto de ley,
no se puede abrir,
porque no
la vida futura
Puede ser variable
con mayor o
menor que otro,
contra las enfermedades,
tan injusto con nosotros
, que se refleja
si estamos tan cerca antes de
la solución en reposo.

yo
sólo escritura de la paz
y la en amor La guerra.

¿Usted se pregunta
las palabras arcaicas?
Bueno, no todo el mundo
Big Bang
lleva a la derecha
Poemas.

CITA mit Gesang

Eine Woche der Dichterbegegnungen. Nein, alles hat nicht so geklappt wie beabsichtigt. Der Leiter des Seminars mit russischen und deutschen Autoren war krank. So blieb es bei der deutsch-spanischen (regional also deutsch-lateinamerikanischen Gruppe.
Diesmal war es etwas anstrengender. Die Grenze von drei Stunden ununterbrochener gemeinsamer Seminararbeit wurde überschritten. Als ich dran war, war ich eigentlich erschöpft. Da blieb mir nur der Versuch: Wenn schon "Moritat", dann auch mit Gesang. Ob es wenigstens halbwegs vernünftig rüberkam ? Ich weiß es nicht.Aber es traf auf ein dankbares Publikum, das die Schlusszeilen der Strophen begeistert wiederholte. Ein wunderbares Gefühl dieser gemeinsame Gesang - ein kleiner persönlicher Eindruck, aber einer, der den Charakter der ganzen Veranstaltung gut  auf den Punkt brachte: menschliche Verständigung über kulturelle Grenzen hinweg. Das meinem Gedicht ein Lied-Gedicht folgte, das mit Lautmalerei arbeitete und für sehr wohlwollendes Gelächter sorgte, war ein "passender Zufall". Beide Texte wurden im Gegensatz zu den "normalen" nicht in der spanischen Partnersprache vorgetragen. Und ich bekam sogar verbessernde Vorschläge.
Jose Pablo regte an, diesmal nicht so viel Zeit vergehen zu lassen und noch in diesem Jahr ein weiteres kleines Arbeitstreffen folgen zu lassen. Vor jedem Mal hätte ICH Angst: Ob denn die nächste Veranstaltung - immerhin Jahr 16 dieser CITAs - auch so gut wird. Immerhin waren die normalerweise spanisch sprechenden Gäste uns überlegen: Sie waren (unterschiedlich gut, aber alle ausreichend) des Deutschen mächtig - ich kann schlicht kein Spanisch ...

Die Friedenslesung 2011

Liebe Gunda, lieber Erhard,

euer Einsatz hat sich gelohnt! Diese Veranstaltung zum 1. September konnte sich sehen lassen. Die Qualität der ausgewählten Siegertexte sprach eine Sprache: Wer auch immer sich äußerte, er war mindestens angenehm überrascht. Manche konnten vergleichen mit der Veranstaltung von 2009, z. B. Klaus Feldmann, der ehemalige Nachrichtensprecher der "Aktuellen Kamera" des DDR-Fernsehens, der diesmal ausnahmslos alle Texte vortrug. Nicht nur er hatte einen anderen "Lieblingstext" ... aber alle Besucher fanden ihre Lieblingstexte und keinen Beitrag, den sie lieber nicht gehört hätten. Eine beeindruckende Vorgabe für die Anthologie, deren Erscheinen "vor Weihnachten" angekündigt wurde.
Auf das Flair der Veranstaltung wirkte sich die Internationalität durch die Beteiligung der Poetas del Mundo mit einigen lateinamerikanischen Gastbeiträgen angenehm aus.
Wie immer konnte man sagen, es hätten mehr Besucher gekommen sein sollen.  Zumindest aber konnte peinliche Leere im Saal vermieden werden. U.U. sollten trotzdem die Einladungswege überdacht werden. Denn letztlich könnte man zusammenfassen: Schade für jeden, der - aus welchem Grunde auch immer - nicht dabei gewesen ist.
Stop: Etwas empfand ich dann doch wieder als "peinlich". Diesmal hatte es Herr Forster als Organisator des Kulturrings geschafft und schaffen müssen, eine Reihe von Sponsoren "ins Boot zu holen". So waren eben die Wände nicht nur mit der offiziell heute eröffneten Ausstellung gestaltet, sondern eine gewichtige Werbetafel der WWK starrte in den Saal ... und irgendwie mussten die Sponsoren in der Moderation untergebracht werden. Die Kultur wurde platt geschossen. Keine Mittel fürs Haus, keine Mitarbeiter mehr (Ende der geförderten "Maßnahmen") ... und nur durch externe Sponsoren konnte die Anreise der beiden Sieger ermöglicht werden.
WIR haben das Beste daraus gemacht. Und freiwillig werden wir nicht verstummen.

Planet der Pondos

Wurde gerade auf "buchhandel.de" hingewiesen.
Da findet man unter http://www.buchhandel.de/detailansicht.aspx?isbn=9783938969090 den Klappentext und die Bestelldaten des Buches ...

1. September

Mit dem Ausdruck "Antikriegstag" mag ich mich nicht anfreunden. Ich bin nicht nur "ANTI", gegen Krieg, sondern für den Frieden auf der Welt.
Dafür lohnen die verschiedensten Aktivitäten.
Um 19 Uhr beginnt die Friedenslesung im Kulturforum Hellersdorf. Die Juryarbeit in Vorbereitung dieser Veranstaltung und Auswertung des internationalen Wettbewerbs hat sehr viel Mühe gemacht. Aber das Gefühl, meinen "ureigenen" Beitrag geleistet zu haben, ist ein guter Lohn ...