Es ist vorbei

Danke, lieber Alois, dass es dich gegeben hat. In der letzten Nacht habe ich im Halbschlaf eine lange Trauerrede gehalten. Ich weiß nicht, ob du mit der zufrieden gewesen wärst. Eine vielleicht zu persönliche. Dass du mir wichtig warst, hast du wohl gemerkt ... Sagen wir so: Hans Hackensellner ist gestorben. Viele Kinder, Enkelinnen ... und so ... werden mit ihrem Schmerz leben, den der Tod eines Seniors, der erwartete, eben so mit sich bringt. Alois Hallner aber ist nicht alt geworden. Der starb auch noch nicht. Der bleibt zum Beispiel mir erhalten. Der schaut mir noch für Jahre über die Schultern. Behauptet, dass ich wieder etwas zu nachlässig gemacht habe. Bei anderen sei ich so kritisch ... warum nicht bei mir. Und er wird mir erklären, was ich bei Anderen längst gemerkt hätte.
Aber so ganz kann der Geist den Menschen nicht ersetzen. Dieser Mensch war eben ein echter Freund. Verdammt eigensüchtig formuliert: Mein Freund. Also wiederhole ich Danke ...

26.10.2011

Manchmal liegen oben und unten besonders eng beieinander. Dieser Montag war so ein Tag. Irgendwo im Halbschlaf fischte mich eine Idee, wie sich das Komodo-Projekt weiterentwickeln ließe zu etwas wirklich Belletristischem (heute würde man auch das wohl Roman nennen). Eine eigentlich simple und eben deshalb geniale Idee, die ich noch nicht aufzuschreiben wage. Da heißt es „machen“. Zuvor aber noch die Komodo-Idee in solche Form bringen, dass ich mich außer der besten Freundin gegenüber, vor der ich sowieso nichts geheim halten könnte und würde, auch noch beliebigen anderen Zeigen kann. Und das Lyrik-Buch „worträume 2.0“ wird sich noch Eingriffe gefallen lassen müssen, bevor es „fertig“ ist … neben dem lästigen Steuerzeug also genug Zeug, um alle Tage zu verlängern. Aber was ist? Die totale Schlappigkeit schlägt zu, dass ich wegen Gesundheitsschwäche Termine absagen muss(te).
Dazu Peinlichkeiten: Montag war Vorstandssitzung vom VS Brandenburg, diesmal in Frankfurt (Oder), danach öffentliche Kleist-Lesung des Verbandes. Logisch: Da musste ich dabei sein. Aber schon der Start ging daneben. Anstatt frühzeitig loszufahren, um übers Finanzamt den ersten Punkt „erledigt“ in die persönliche „To-do-Liste“ setzen zu können, merkte ich an der Straßenbahnhaltestelle, dass ich keine Brieftasche eingesteckt hatte. Also zurück. Einziger Pluspunkt: Ich konnte mich wärmer anziehen. Nun also nach Frankfurt. Beim Übertragen der Einladungsmail in meinen Kalender hatte ich zwei Orte gründlich vermischt. Somit stand ich 19 Minuten vor Sitzungsbeginn in der Großen Oder-Straße hinter einem Studentenhochhaus mit Nummer 50 in der Hoffnung, einen Weg zu Nummer 71 zu finden. Eine halbe Stunde später torkelte ich entkräftet in die Gegenrichtung, aufgeladen mit Erfahrungen, die sich nur für Slapstick-Nummern eigneten, schwankend zwischen dem einzigen konstruktiven Rat, im Rathaus zu fragen und total deprimiert die Suche abzubrechen. Nein, ich habe noch dran gedacht, dass es mitunter doch Momente gibt, wo auch mir ein Handy gut getan hätte …
Wider jede Erwartung kam ich mit einer ¾ Stunde Verspätung noch bei der Sitzung an. Dort machte ich wahrlich keinen guten Eindruck und wurde vor der Lesung zum Bahnhof gefahren (im Mailfach erwartete mich bereits die besorgte Nachfrage der Vorsitzenden, ob ich auch wirklich angekommen sei …) Sagen wir es vorsichtig: Kopfschmerzen verbinden sich mit einem Gesamtzustand, den Menschen mit gewaltsamem Schlafentzug kennen (ich schlief aber nur wenig schlecht). Als Sahnehäubchen erfuhr ich nun noch, dass die Lesung die erste Verbandslesung war, bei der es wirklich einen Unterschied gemacht hätte, wäre ich als Zuhörer da gewesen. So verfolgt mich die Frage, wen ich wann am meisten enttäuschen muss. (Anstatt erfolgsgerichtet loszustürmen …)
Na denn ...

10.10.2011

Es wär schon nicht schlecht, wenn man vorher wüsste, was aus einem Anfang wird bzw., ob es überhaupt ein "Anfang" ist.
Nun ist es genau eine Woche her, dass ich in "ganz persönlicher Angelegenheit" in der Hessestraße in Potsdam war. Das Hauptziel war, wirklich mit dem Leiter des Petit-Verlages zusammenzutreffen, ob er denn bereit wäre, einen Band "worträume 2.0" bzw. überhaupt noch einen Lyrikband herauszubringen. In dieser Hinsicht bin ich nun weiter. Prinzipiell JA. Nun geht es in die Details - nach dem Motto, wie viel Seiten und wie viele / welche Illustrationen auf der einen Seite und wie kann der kleine Verlag sein wirtschaftliches Risiko minimieren auf der anderen.
Einen Vorschlag, welche Gedichte vielleicht berücksichtigt werden könnten, habe ich in Auswertung zugeschickt.

Prinzipiell war Norbert Fiebelkorn auch einem Buch zu Fragen des Kommunismus (Projekt "KOMoDo") gegenüber nicht abgeneigt, auch, dass es ein essayistisches Sachbuch mit belletristischen Elementen wäre. Damit bin ich auch hier am Zuge. Noch habe ich mir nicht getraut, einen ersten Arbeitsstand zuzuschicken. Die Zahl der offensichtlichen Mängel sollte ja nicht zu astronomisch sein.

Uns steht viel Hin und Her bevor. Erst noch dieser Entwurf. Dann eine Sachrunde mit Hilmar nach dem 7./14.11.. Eine Überarbeitung ...
Vielleicht erhalte ich bei der Weihnachtsfeier am 10.12. eine Antwort, ob der Verlag einen Rückzieher macht oder nicht ...

Das Freitagsgedicht (15)

Verzagt


Oh, mein Buch, ja, mein Buch,
ist schon am Verwesen.
Nicht mal ich, auch nicht ich,
möchte noch drin lesen.

Ich reim´ auf Glück nur ein Stück.
Wer gibt die Hoffnung mir zurück?
Ach, mein Mund, der ist leer.
Hab zum Schenken selbst nichts mehr.

Blühende Landschaften - Aufschwung Ost



auf befestigtem weg
verstarb
ein verdammt fetter frosch
an altersschwäche

baumstümpfe 

träumen
von aufsprießenden
trieben

an der hauptstraße
liegt eine pyramide
abgewetzter koffer 


wenn es wärmer wird
hofft ein einzelner
hier gebliebener

wird alles wieder
lebendig


nebelstümpfe
fröscheln
im langen schlaf








(Der Titel "Bedarfshalt in der Heide" ist natürlich poetischer)