Wunsch

Allen Menschen -
ob mit oder ohne Familie
egal, welcher Heimat sie entstammen,
ob sie sie haben
oder ob sie ihr fern sind,
ob sie im Kreis der Familie zusammen sind
oder ob sie nur von einer Familie träumen,
ob sie viel lernen durften
oder mussten,
ja allen wünsche ich ein Jahr

 2012

ohne Hunger und Durst,
in Wärme und Zufriedenheit,
voll Gesundheit und in Frieden

Das Freitagsgedicht (20)

Danach bin ich immer noch nicht klüger


Liege still im Bett und träume
wünsch mir grad, du tätst das auch.
So erwachsen Liebesbäume
himmelwärts, entfernt vom Bauch.

Unsre letzten Liebesschwüre
sind schon lange abgenutzt
und der Liebe Knotenschnüre
sind vom Beten ganz beschmutzt.

Und so schreib ich dir Gedichte.
Was sollt andres ich auch tun.
Welch ein Ende der Geschichte:
Seh den Andren bei dir ruhn.

Huch, wann kommt nur in mein Bett
neues Leben zum Sonett?

Das Freitagsgedicht (19)

Lebenslänglich

Für einen Wimpernschlag
der Ewigkeit
besaßen wir
einander.

Wenn wir uns
fanden,
im Anderen
verloren,
waren wir
geblendet
vom Glück.

Träumend
vom Wiederholen
versäumten wir
zu sterben.

Wochenergebnisse

Zufriedenstellend war die letzte Woche sicher nicht. Immerhin aber habe ich mich an einigen heiteren weihnachtlichen Reimereien versucht:
 "Sprüche für fröhlüche Wühnachtstage "
"Sprüche für frölüche Wühnachtstage (2)"
 "Sprüche für frölüche Wühnachtstage (3)"
"Sprüche für frölüche Wühnachtstage (4)
"Sprüche für frölüche Wühnachtstage (5)"
 Die Leiden der jungen W.(Weihnachtsmänner und -frauen)
Natürlich habe ich auch eigene alte Weihnachtsgedichte bearbeitet - da lag ja aber mindestens das Grundgerüst schon vor.

Das Freitagsgedicht (18)

Die Zeit wird alles richten

Der Henker
verbirgt
sein T-Shirt mit der Aufschrift
ich bin die zeit
unter der roten Kapuze.

Er richtet
den Kopf des Bankers,
der noch
sein korrektes Outfit ausführt,
auf dem Bock
gen Sonnenuntergang aus.

Er muss
dem Richterspruch
Genüge tun.

Lesung vom Mittwoch, dem 7.12.2011 ...

... in der Norbert-Fiebelkorn-Stiftung, Potsdam, Hessestr. 19

Mittwoch, den 07.12.2011 Beginn: 18.00 Uhr
„Einmal K-Wort, bitte, lyrisch aufgelockert“ Eine Speisekarte der besonderen Art, zusammengestellt vom poeta del mundo Slov ant Gali. Heitere, böse, visionäre und aktuelle Gedichte - vor allem aber Diskussionen darüber, wie wir uns den künftigen Kommunismus wirklich vorstellen sollten und warum ...

So ist es dort angekündigt. Ein "altes" Gedicht aus "worträume" wird garantiert dabei sein:


Ich stell mir vor worauf man dann
gäb es kein geld verzichten kann

Das Freitagsgedicht (17)

versuchung

klares wasser
berauschte
wie blutender wein

umwege
dunkel
abblendlicht

warme in kalter
kalte in warmer hand
raschelmusik

wirklichkeit
findet küsse
im abschied

keuschheitsgürtel
der vernunft
schmerzt

als voyeur
lacht der nächste
winter

Sichtweisen

Wie mich meine Tochter sieht:




















Wie ich mich sehen möchte:


kein "Lyrischer Lorbeer" ...

Bielefeld, den 01.11.2011
Sehr geehrter Herr ... ,
es freut uns sehr, dass auch Sie sich an unserem Lyrikwettbewerb beteiligten. Ihr
fünfstrophiges Gedicht „Origami für Hiroshima“ war Gegenstand unserer literaturwissenschaftlichen
Begutachtung. Formal haben Sie sich für freie Rhythmen und
gegen Reime entschieden.
Inhaltlich greifen Sie die bewegende Geschichte Sadako Sasakis auf, die 1955 an der
Strahlenkrankheit verstarb und vor ihrem Tod noch 644 Papierkraniche faltete, weil
ihr eine Freundin erzählt hatte, dass ihr die Götter beim 1000. einen Wunsch erfüllen.
In Ihrem Gedicht geht es also um enttäuschte Hoffnung (auf Heilung) und unschuldiges
Leid, aber auch um die Kraft einer Bewegung und das Wachhalten von
Erinnerungen.
Dazu entfalten Sie die einzelnen Strophen selbst wie Origami, als kleine eingeständige
Einheiten, die sich trotzdem aufeinander beziehen und zusammengehören. Vor
allem das dritte Origami verbindet die beiden ersten inhaltlich und endet mit dem
schönen Symbol des Flügelausbreitens, das auch die Pose ihres Denkmals
reflektierend für die zum Engel gewordene Sadako steht.
Die vierte Strophe öffnet Sadakos Geschichte dann allgemeiner zu der Menge
unerfüllter Träume hin und bereitet das fünfte Origami vor.
Indem sich das lyrische Ich nachträglich wünscht die Atombombe mit dem
sarkastischen Codenamen Little Boy wäre nie erfunden und abgeworfen worden,
kommt die Unmöglichkeit die Zeit zurückzudrehen und Katastrophen ungeschehen zu
machen zum Ausdruck. Der 300 mal geschriebene Wunsch wird (durch Tränen)
verwischt. Die Aussage ist damit eindrucksvoll vermittelt.
Etwas verstörend und unvermittelt kommt hingegen der englischsprachige Hinweis
auf die noch erwerbbare domain sadako.org daher. Soll hier dem Leser eine
Möglichkeit zur Internetrecherche aufgezeigt werden, oder ein konkretes Projekt
angestoßen werden? Wie auch immer. Ihr Wettbewerbsbeitrag ist ein Teil einer
wichtigen Erinnerungskultur und spricht die Emotionen des Lesers an. Ihr
Grundanliegen ist klar vermittelt und soll durch eine Veröffentlichung in der
Anthologie „Lyrischer Lorbeer 2011“ und einem bemerkenswerten 38. Platz
Unterstützung erfahren.
Mit besten Wünschen für Ihr weiteres literarisches Schaffen
grüßt Sie Ihr Lorbeer Verlag

aus dem Anschreiben:
" ...Insgesamt haben wir 433 regelkonforme Einsendungen aus 12 verschiedenen Ländern erhalten. Neben zahlreichen Beiträgen aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz,erreichten uns auch einzelne Gedichte aus Polen, Russland, Finnland,Ungarn, den Niederlanden, Frankreich, Spanien, den USA und Israel. Die jüngste Teilnehmerin wurde 1999 und die Älteste im Jahr 1927 geboren.
Damit ist unser internationales Lyrikprojekt ein toller Erfolg lebendiger dichterischer Vielfalt geworden. Gut 180 Gedichte haben den Sprung in die angekündigte Anthologie gemeistert. An etwa 250 Teilnehmer müssen wir leider Absagen versenden. Die Autoren der besten 50 Gedichte und die Siegertexte werden in Kürze auf unsere Homepage allgemein bekannt gegeben. ..."

Das Freitagsgedicht (16)

Himmlische Demokratie?

Weit offen
das Himmelstor.

In der einst
so heißen Hölle
sitzen Sieger bis heute
und werfen unsere
Dollarnoten
ins Lagerfeuer.
Ihr Spiel
geben sie
nicht auf.
Noch
sind sie sicher,
dass wir anderen
bezahlen.


Auf der Casting-Show
Universum sucht den Superstar
mault Kandidat Gott,
er habe sich extra
den Bart halb abrasiert,
doch des Fürsten
Jury findet,
er schöpfe
trotzdem nicht genug
Quote.
Außerdem
sei der Werbespot
für Rasierklingen
bereits vergeben.
An homo sapiens.


Grüßeritis

Als ich erstmals von der süddeutschen Art, sich mit "Grüß Gott" zu grüßen, schwankte ich: War das nun Größenwahn, dem Höchsten besonders nahe zu stehen, oder Boshaftigkeit seinen Mitmenschen gegenüber? Sinnvoll wäre so ein Gruß eigentlich nur, wenn man dem anderen einen früheren Tod als sich selbst bescheinigte. Der müsste dem Hirten der entfleischten Seelen dann einen Gruß bestellen, dass man auch noch kommen wolle. Das Makabre daran ist allerdings die Wechselseitigkeit ...
Heute weiß ich, dass die Leute da unten das nicht böse meinen. Wahrscheinlich wohl eher im Sinn von "Die Besten holt er sich zuerst ...

Geburtstagskummer

Es dämpft die Lust an Feierzeit,
wirst du geplagt von Übelkeit.

Geschnupf und Husten machen immer
das Missvergnügen noch viel schlimmer ...

„Die Bücherdiebin“ oder vom Sirenenruf des Künstlers


Lieber Alois, gerade das war das Letzte, was du mir vor deinem Tod hinterlassen hast. Ein Buch, über das du mit mir hattest diskutieren wollen. Deine Meinung stand schon fest: „Die Bücherdiebin“ von Markus Zusak erschien dir als heißer Kandidat für den Literaturnobelpreis. Du, der du selbst schriebst, hattest dich, fasziniert von der Kraft der Wörter, noch einmal total begeistert. Ich gebe zu, anfangs folgte ich dir in den Strudel. Denn in einem hattest du Recht: Was den Umgang mit Sprache angeht, setzte das Buch neue Maßstäbe. Bis auf unbedeutende Ausnahmen ist darin etwas Unglaubliches gelungen. Dort, wo ein „normaler“ Schriftsteller charakterisierende Eigenschaftswörter benutzt hätte, verwendete der Autor Metaphern und mitunter in sich absurd erscheinende Sprachkonstruktionen, die beim Leser das Gefühl, um das es jeweils geht, nicht benennen, sondern erzeugen. Ich war einfach bereit zu weinen, wenn Zusak das wollte.
Erst allmählich schälte sich etwas Deprimierendes heraus: Der Autor hat sein Thema missbraucht. Ob beabsichtigt oder nicht – er verbreitet eine gefährliche Ideologie auf eine gefährlich einschmeichelnde Weise.
Der Plot ist relativ einfach, obwohl die Verzweigtheit einander berührender Handlungsstränge das Ganze zu einem echten Roman macht: Der Tod erzählt die Geschichte eines deutschen Mädchens in den Jahren 1939 bis 1943 einschließlich der Menschen, mit denen sie in Berührung kommt. Die Handlung beginnt auf der Fahrt zu ihren Pflegeeltern, als ein „Handbuch für Totengräber“ für sie zum letzten Andenken an den verstorbenen jüngeren Bruder und die Mutter wird, und endet mit dem Tod der in ihrer Straße in einer Kleinstadt nahe München wohnenden Mitmenschen und Freunde.
Eigentlich kann es nur um das Leben von Menschen im Faschismus gehen. Die Wahl des personifizierten Todes als allwissender Erzähler und des Alters der Hauptheldin – neun Jahre zu Beginn, vierzehn am Schluss – schafft eigentlich breitestmöglichen erzählerischen Spielraum. Auf dem Weg vom Kind zur frühreifen „Frau“ könnte das wissbegierige Kind uns an Erkenntnisgewinnen teilhaben lassen und notfalls kann der ewig Allgegenwärtige uns zurückhaltend den Rahmen vermitteln, der den Horizont des Mädchens übersteigt. Beides bleibt in extremem Einfühlungsgefühl stecken.
Mir graut es davor, jemand, der dieses Buch gelesen hat, könnte nachher sagen, er hätte den Faschismus besser verstanden. Denn künstlerisch gut verpackt bleibt ein Gedanke übrig:
„Wir waren alles Opfer – Adolf Hitler ist es gewesen!“
Dass der von den Pflegeeltern versteckte, Monate lang isoliert lebende jüdische Möchtegernfaustkämpfer alles auf die eine Person des „Führers“ fixiert, ist ein gut nachzuvollziehendes und gestaltetes Bild. Dass dem aber kein wie auch immer geartetes Gegenbild beigestellt wird, lässt glauben, der Autor sieht das auch so oder – noch schlimmer – will, dass die Leser das so sehen.
Die Art der permanenten Bedrohung durch „den Krieg“, besonders natürlich das Zelebrieren der psychischen Leiden des Mädchens, als sie nacheinander ihre Familie und Freunde als Opfer der Bomben erkennen muss, macht das Buch sogar für „Neonazis“ zumutbar: Vom Gefühl her erweckt es das Wort „Bombenholocaust“ zum Leben. Dieser Eindruck wird – wenn auch wahrscheinlich unbeabsichtigt – dadurch noch bestärkt, dass der junge Jude – im Gegensatz zu den lieben Deutschen – (dank !?) Dachau überlebt hat.
Ich kann mich natürlich nicht zurückhalten, etwas dazu anzumerken, dass der leibliche Vater des Mädchens ein Kommunist gewesen sein soll. Im Zusammenhang mit dem Gesamtroman wirkt das so, als hätte der Autor irgendwo gehört, das sei eine wesentliche Opfergruppe unter dem Faschismus gewesen, wichtiger als Zigeuner oder Zeugen Jehova, also muss das Wort vorkommen. Dass das Mädchen dem Sinn des Begriffs nicht nachgegangen sein sollte, erscheint mir unter ihrem Niveau – bis hin zum Infragestellen offizieller Antworten. Der Autor ist feige genug, sie nicht einmal in ihrem erbeuteten Buch der Wortbedeutungen nachschlagen zu lassen. Überhaupt scheint der Autor jede Berührung mit geistigem und sachlichem Widerstand gegen das System zu scheuen. Sofern jemand aufbegehrt, so tut er dies naiv bis dumm und selbstmörderisch. Aus Angst, eine seiner Figuren könnte ernsthaft nachdenken, lässt Zusak den Rudi rechtzeitig von Bomben töten. Allein bei ihm hätte die Liebe zu dem Mädchen, also sein Handeln aus Liebe, zum bewussteren Nachdenken führen können. Geradezu erschreckend die Mühe, die sich Zusak gab, um das menschliche Handeln des Pflegevaters, also dass der den jungen Juden verbirgt, hinter der germanischen Treue, ein einmal gegebenes Versprechen einlösen zu müssen, zu verbergen.
Man schlägt das Buch zu. Ein anständiger Mensch hat seine Träne im Knopfloch: „Ach, die Ärmste!“ und dann … Nichts!
Da erwacht dann doch mein Widerspruch. Heulen ist gar nicht so schlecht, Mitfühlen, wenn Menschen auf eine Weise miteinander umgehen, zu der man selbst vielleicht gar nicht in der Lage wäre. Aber darf sich Kunst darauf beschränken? Vor allem Wortkunst, die Zusammenhänge umfassend darstellen könnte? Gut, bei jedem progressiven Kunstwerk bin ich traurig, wenn die „Botschaft“ zu vordergründig daherkommt. Aber dafür gleich eine „Botschaft“ zu transportieren, es hat alles keinen Sinn, wir waren alles Opfer usw.?
Wer schreibt, hat eine große Verantwortung. Durch seine Kunst bereichert er seine Leser im Fühlen und Verstehen. Dem wurde das Buch nicht gerecht. Im Gegenteil: Ein Verlag verdient daran, Lesenden Schlafsand zwischen die Gehirnwindungen zu streuen … Also weinen wir noch ein wenig vor uns hin … und suchen dann nach klug Machendem …
In Wikipedia hat das Buch einen eigenen Artikel bekommen. Dabei ist besonders erschreckend, dass der Erfolg des Werkes als „Jugendbuch“ hervorgehoben wird – angeblich neben „Das Tagebuch der Anne Frank“ zu stellen (http://de.wikipedia.org/wiki/Die_B%C3%BCcherdiebin ) Dies ist dann mindestens böser Vorsatz. Für die Zielgruppe ist es ideologische Indoktrination mit dem Ziel, junge Menschen von jeder praktischen Form des Widerstands abzuhalten.

Es ist vorbei

Danke, lieber Alois, dass es dich gegeben hat. In der letzten Nacht habe ich im Halbschlaf eine lange Trauerrede gehalten. Ich weiß nicht, ob du mit der zufrieden gewesen wärst. Eine vielleicht zu persönliche. Dass du mir wichtig warst, hast du wohl gemerkt ... Sagen wir so: Hans Hackensellner ist gestorben. Viele Kinder, Enkelinnen ... und so ... werden mit ihrem Schmerz leben, den der Tod eines Seniors, der erwartete, eben so mit sich bringt. Alois Hallner aber ist nicht alt geworden. Der starb auch noch nicht. Der bleibt zum Beispiel mir erhalten. Der schaut mir noch für Jahre über die Schultern. Behauptet, dass ich wieder etwas zu nachlässig gemacht habe. Bei anderen sei ich so kritisch ... warum nicht bei mir. Und er wird mir erklären, was ich bei Anderen längst gemerkt hätte.
Aber so ganz kann der Geist den Menschen nicht ersetzen. Dieser Mensch war eben ein echter Freund. Verdammt eigensüchtig formuliert: Mein Freund. Also wiederhole ich Danke ...

26.10.2011

Manchmal liegen oben und unten besonders eng beieinander. Dieser Montag war so ein Tag. Irgendwo im Halbschlaf fischte mich eine Idee, wie sich das Komodo-Projekt weiterentwickeln ließe zu etwas wirklich Belletristischem (heute würde man auch das wohl Roman nennen). Eine eigentlich simple und eben deshalb geniale Idee, die ich noch nicht aufzuschreiben wage. Da heißt es „machen“. Zuvor aber noch die Komodo-Idee in solche Form bringen, dass ich mich außer der besten Freundin gegenüber, vor der ich sowieso nichts geheim halten könnte und würde, auch noch beliebigen anderen Zeigen kann. Und das Lyrik-Buch „worträume 2.0“ wird sich noch Eingriffe gefallen lassen müssen, bevor es „fertig“ ist … neben dem lästigen Steuerzeug also genug Zeug, um alle Tage zu verlängern. Aber was ist? Die totale Schlappigkeit schlägt zu, dass ich wegen Gesundheitsschwäche Termine absagen muss(te).
Dazu Peinlichkeiten: Montag war Vorstandssitzung vom VS Brandenburg, diesmal in Frankfurt (Oder), danach öffentliche Kleist-Lesung des Verbandes. Logisch: Da musste ich dabei sein. Aber schon der Start ging daneben. Anstatt frühzeitig loszufahren, um übers Finanzamt den ersten Punkt „erledigt“ in die persönliche „To-do-Liste“ setzen zu können, merkte ich an der Straßenbahnhaltestelle, dass ich keine Brieftasche eingesteckt hatte. Also zurück. Einziger Pluspunkt: Ich konnte mich wärmer anziehen. Nun also nach Frankfurt. Beim Übertragen der Einladungsmail in meinen Kalender hatte ich zwei Orte gründlich vermischt. Somit stand ich 19 Minuten vor Sitzungsbeginn in der Großen Oder-Straße hinter einem Studentenhochhaus mit Nummer 50 in der Hoffnung, einen Weg zu Nummer 71 zu finden. Eine halbe Stunde später torkelte ich entkräftet in die Gegenrichtung, aufgeladen mit Erfahrungen, die sich nur für Slapstick-Nummern eigneten, schwankend zwischen dem einzigen konstruktiven Rat, im Rathaus zu fragen und total deprimiert die Suche abzubrechen. Nein, ich habe noch dran gedacht, dass es mitunter doch Momente gibt, wo auch mir ein Handy gut getan hätte …
Wider jede Erwartung kam ich mit einer ¾ Stunde Verspätung noch bei der Sitzung an. Dort machte ich wahrlich keinen guten Eindruck und wurde vor der Lesung zum Bahnhof gefahren (im Mailfach erwartete mich bereits die besorgte Nachfrage der Vorsitzenden, ob ich auch wirklich angekommen sei …) Sagen wir es vorsichtig: Kopfschmerzen verbinden sich mit einem Gesamtzustand, den Menschen mit gewaltsamem Schlafentzug kennen (ich schlief aber nur wenig schlecht). Als Sahnehäubchen erfuhr ich nun noch, dass die Lesung die erste Verbandslesung war, bei der es wirklich einen Unterschied gemacht hätte, wäre ich als Zuhörer da gewesen. So verfolgt mich die Frage, wen ich wann am meisten enttäuschen muss. (Anstatt erfolgsgerichtet loszustürmen …)
Na denn ...

10.10.2011

Es wär schon nicht schlecht, wenn man vorher wüsste, was aus einem Anfang wird bzw., ob es überhaupt ein "Anfang" ist.
Nun ist es genau eine Woche her, dass ich in "ganz persönlicher Angelegenheit" in der Hessestraße in Potsdam war. Das Hauptziel war, wirklich mit dem Leiter des Petit-Verlages zusammenzutreffen, ob er denn bereit wäre, einen Band "worträume 2.0" bzw. überhaupt noch einen Lyrikband herauszubringen. In dieser Hinsicht bin ich nun weiter. Prinzipiell JA. Nun geht es in die Details - nach dem Motto, wie viel Seiten und wie viele / welche Illustrationen auf der einen Seite und wie kann der kleine Verlag sein wirtschaftliches Risiko minimieren auf der anderen.
Einen Vorschlag, welche Gedichte vielleicht berücksichtigt werden könnten, habe ich in Auswertung zugeschickt.

Prinzipiell war Norbert Fiebelkorn auch einem Buch zu Fragen des Kommunismus (Projekt "KOMoDo") gegenüber nicht abgeneigt, auch, dass es ein essayistisches Sachbuch mit belletristischen Elementen wäre. Damit bin ich auch hier am Zuge. Noch habe ich mir nicht getraut, einen ersten Arbeitsstand zuzuschicken. Die Zahl der offensichtlichen Mängel sollte ja nicht zu astronomisch sein.

Uns steht viel Hin und Her bevor. Erst noch dieser Entwurf. Dann eine Sachrunde mit Hilmar nach dem 7./14.11.. Eine Überarbeitung ...
Vielleicht erhalte ich bei der Weihnachtsfeier am 10.12. eine Antwort, ob der Verlag einen Rückzieher macht oder nicht ...

Das Freitagsgedicht (15)

Verzagt


Oh, mein Buch, ja, mein Buch,
ist schon am Verwesen.
Nicht mal ich, auch nicht ich,
möchte noch drin lesen.

Ich reim´ auf Glück nur ein Stück.
Wer gibt die Hoffnung mir zurück?
Ach, mein Mund, der ist leer.
Hab zum Schenken selbst nichts mehr.

Blühende Landschaften - Aufschwung Ost



auf befestigtem weg
verstarb
ein verdammt fetter frosch
an altersschwäche

baumstümpfe 

träumen
von aufsprießenden
trieben

an der hauptstraße
liegt eine pyramide
abgewetzter koffer 


wenn es wärmer wird
hofft ein einzelner
hier gebliebener

wird alles wieder
lebendig


nebelstümpfe
fröscheln
im langen schlaf








(Der Titel "Bedarfshalt in der Heide" ist natürlich poetischer)

Das Freitagsgedicht (14)


Haltepunkt

Manchmal möcht´ ich all den Modder überspringen
Sieben Meter aus dem Stand, noch besser zehn
Möchte aufwärts fliegen
Lieder singen
Statt mürrisch Stuf´ für Stufe hoch zu gehen
Als würd´ dies frische Luft bedeuten
Möchte gleich zum großen Sturme läuten
Statt dass ich euer letztes Wort ertrage
Stell ich
Was wahr scheint
Noch in Frage

Dann seh ich meine Wegmarkierung wieder
Knie traurig grübelnd vor ihr nieder
Bin ich erneut im Kreis gelaufen?
Sind es die alten
oder neue Hundehaufen?

zu Makarenko "Der Weg ins Leben"

Ich habe das Buch antiquarisch ergattert und angefangen es zu lesen: Makarenko „Der Weg ins Leben“. Es lässt sich lesen – aus verschiedenen Blickrichtungen. Wer es nur als „schöngeistige Literatur“ delektieren möchte, wird weniger auf seine Kosten kommen. Wer die Anfänge der „Sowjetmacht“ in Russland / der Sowjetunion verstehen will, erlebt, erahnt und erfühlt schon mehr. Zwar kann man eine Gesellschaft nicht allein an ihren jungen Verbrechern festmachen, aber die vielen Details lassen eine Lebenswelt sichtbar werden, die vieles verständlich macht.
Wer es – wie zu DDR-Zeiten oft – als Grundwerk der Pädagogik zu lesen versucht, sollte vorsichtig sein. Das ist Autobiographie, sehr persönlich geschrieben und vom Helden positiv gedeutet, wo es pädagogisch zu verallgemeinern wäre. Entscheidender ist die dem Text innewohnende Menschlichkeit. Sie macht es schwierig, Fehler wirklich als Fehler zu sehen. Natürlich wirft es sich Makarenko vor, zweimal „ausgerastet“ zu sein – zu Beginn vor dem Anfangsscheitern und in der Auseinandersetzung um den Antisemitismus der Zöglinge. Hätte er aber „pädagogisch“ gehandelt, wäre relativ früh untergegangen und das „schmähliche“ Ende der Judenmobberei wäre auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Makarenko zeigt genau genommen, dass wichtiger als JEDES Prinzip das tief empfundene Engagement für die Sache, die menschliche Anteilnahme ist. Die Ausraster als Prinzip bedeuteten „Stalinismus“ - im Geschehen waren sie das für die Jugendlichen verständliche Zeichen der Verletztheit, des Schmerzes, „Ich hab es doch gut gemeint und ihr ...“ Aber eben nicht als floskelhafter Vorwurf, sondern als spontane Reaktion.
Vielleicht sollte man doch das Verhältnis „der Gesellschaft“ zu ihren jugendlichen Außenseitern überdenken. Was dort beschrieben wird ist eine Mischung aus Strafkolonie für jugendliche Verbrecher (außer Mördern) und Heim. Mitunter steht der „Held“ richtig hilflos vor der „kriminellen Energie“ seiner Schützlinge. Aber nie fällt er in eine Haltung „Die Jugend von heute“. Er kämpft mit seinen Mitteln. Es sind nicht immer die, die ich gelernt habe. Er verweigert das Prinzip KEINEN fallen zu lassen.
Manchmal fürchte ich, dass die heutige Gesellschaft auf ein Niveau herabfallen könnte, dass einen Makarenko nötig macht. Manchmal aber sage ich mir, wir brauchen wieder Menschen mit einem solch bedingungslosen Elan, um den Karren, der schon zu mehr als 2/3 überm Abgrund hängt, wieder zum Fahren zu bringen ...  

Wer brav sein will, darf nicht arm sein ...

Einmal hatte ich es versäumt, meine Jahresdurchsicht beim Zahnarzt über mich ergehen zu lassen. Da war viel zu machen. In diesem Jahr hoffte ich auf Lohn für demonstriertes Gesundheitsbewusstsein. Denkste: Eine Normalbehandlung (Zweiter Termin, liegt hinter mir) und das Todesurteil für zwei Kronen. Das kostet ... hoffte ich, mich nichts. Also Antrag gestellt. Zum einen der deutsche Formularweg, zum anderen kam getrennt davon Post: Marsch zum Gutachter. Als ein Doppel davon beim Zahnarzt ankam, der große Schreck: Es war nicht geröntgt worden und vielleicht wurde noch nicht genug Zahnstein entfernt? Also schnell noch dafür ein Termin, obwohl ich schon Probleme hatte, den Mund aufzumachen, weil mehrere Nerven frei zu liegen scheinen. Und die Schwester fand noch Stellen zum Sadistenspiel. So. Nun geht es gleich zum Gutachter ... und vielleicht kann dann GLEICH die eigentliche Behandlung beginnen ...

Berliner Wahlsonntag

Bin meinen "staatsbürgerlichen Pflichten" nachgekommen. Habe auf drei Zetteln Kreuze gemacht ... also drei Kreuze. Auf dem Rückweg hat es leicht geregnet. Eigentlich weiß sich nur, dass der CDU-Slogan die albernste Lüge ist: "Damit sich was ändert". Eigentlich gibt es keine realistische Konstellation, bei der sich etwas ändern würde. Da kann man wirklich einer Partei sein Kreuz schenken, die keine Einzugschance hat ...

Das Freitagsgedicht (13)


Kunstbekenntnisse

Selten
bin ich
Realist.
Dann schreibe ich Science Fiction.

Gelegentlich
erkenne ich,
was ich alles nicht über die Liebe weiß.
Dann schreibe ich Liebesgedichte.

Oft
möchte ich
die ganze Welt verstehen.
Dann küsse ich den geknüpften Strick.

Herbert Ritter und Friedrich II - Eine streitbare Auseinandersetzung

Vielleicht ist die Logik besonders abwegig ... aber ich finde, dass gerade es für das "Produkt" spricht, dass die Versuche, mit Fotos die Ausstellungseröffnung in den Räumen der Potsdamer Norbert-Fiebelkorn-Stiftung wiederzuspiegeln, gescheitert sind. Ich habe alle betrachtet ... und sie werden alle dem Ereignis nicht gerecht. Das finde ich gut. Das, was da mit viel Liebe zum Detail zusammengetragen wurde, sollte man einfach in Ruhe ansehen. Die "Kleinigkeiten", die mich besonders angesprochen haben, waren übrigens auf keinem Foto zu erkennen.

Ein Brief - Maria Gutiérrez wird ihn verstehen


Sei gegrüßt, Schwester!
Licht brauchte 
drei Billionen Jahre
und mein Leben
von mir zu dir
und umgekehrt.

Doch ich weiß,
du bist wie ich und
schreibst gerade ein Gedicht
wie ich,
die Menschen um dich herum
- ja wir nennen einander auch Menschen -
ach so die Menschen also
möchtest du damit
ein Stück in Richtung
großes Glück
schubsen.

Du
schreibst vom Vertrauen in Liebe,
die den Raum
überbrückt,
die dem bösen Wort
Eifersucht Sinn gibt und nimmt,
und dass wir doch immer
mehr erreichen möchten, als
wir können, und
uns an den falschen Stellen
bescheiden.

Du
schreibst
von der Rechnung,
die man nicht aufmachen darf,
weil kein
künftiges Leben
Variable sein darf
mit größer als oder
kleiner als ein anderes,
gegen Krankheiten,
die uns so ungerecht
niederschlagen,
wenn wir so dicht vor
der Lösung stehen.

Ich
schreibe nur von Frieden und
Liebe im Krieg.

Wunderst du dich
über die archaischen Wörter?
Nun, nicht jeder
Big Bang
führt zu den richtigen
Gedichten.

Una carta - María Gutiérrez lo entenderá ...

Dios te salve, hermana!
luz necesaria
tres mil millones años
y mi vida
de mí para ti
y viceversa.

Pero yo sé
eres como yo y
escribir un poema
I,
las personas que te rodean
- Sí, nos llaman unos a otros, incluso la gente -
oh para que la gente por lo tanto,
usted lo quiere
una pieza en la dirección
afortunado
. push

usted
escribir sobre la fe en el amor,
el espacio puente
a la mala palabra
Los celos tiene sentido y se
y que siempre
queremos conseguir más de
podemos, y
nosotros en los lugares equivocados
modesto.

usted
escribir
del proyecto de ley,
no se puede abrir,
porque no
la vida futura
Puede ser variable
con mayor o
menor que otro,
contra las enfermedades,
tan injusto con nosotros
, que se refleja
si estamos tan cerca antes de
la solución en reposo.

yo
sólo escritura de la paz
y la en amor La guerra.

¿Usted se pregunta
las palabras arcaicas?
Bueno, no todo el mundo
Big Bang
lleva a la derecha
Poemas.

CITA mit Gesang

Eine Woche der Dichterbegegnungen. Nein, alles hat nicht so geklappt wie beabsichtigt. Der Leiter des Seminars mit russischen und deutschen Autoren war krank. So blieb es bei der deutsch-spanischen (regional also deutsch-lateinamerikanischen Gruppe.
Diesmal war es etwas anstrengender. Die Grenze von drei Stunden ununterbrochener gemeinsamer Seminararbeit wurde überschritten. Als ich dran war, war ich eigentlich erschöpft. Da blieb mir nur der Versuch: Wenn schon "Moritat", dann auch mit Gesang. Ob es wenigstens halbwegs vernünftig rüberkam ? Ich weiß es nicht.Aber es traf auf ein dankbares Publikum, das die Schlusszeilen der Strophen begeistert wiederholte. Ein wunderbares Gefühl dieser gemeinsame Gesang - ein kleiner persönlicher Eindruck, aber einer, der den Charakter der ganzen Veranstaltung gut  auf den Punkt brachte: menschliche Verständigung über kulturelle Grenzen hinweg. Das meinem Gedicht ein Lied-Gedicht folgte, das mit Lautmalerei arbeitete und für sehr wohlwollendes Gelächter sorgte, war ein "passender Zufall". Beide Texte wurden im Gegensatz zu den "normalen" nicht in der spanischen Partnersprache vorgetragen. Und ich bekam sogar verbessernde Vorschläge.
Jose Pablo regte an, diesmal nicht so viel Zeit vergehen zu lassen und noch in diesem Jahr ein weiteres kleines Arbeitstreffen folgen zu lassen. Vor jedem Mal hätte ICH Angst: Ob denn die nächste Veranstaltung - immerhin Jahr 16 dieser CITAs - auch so gut wird. Immerhin waren die normalerweise spanisch sprechenden Gäste uns überlegen: Sie waren (unterschiedlich gut, aber alle ausreichend) des Deutschen mächtig - ich kann schlicht kein Spanisch ...

Die Friedenslesung 2011

Liebe Gunda, lieber Erhard,

euer Einsatz hat sich gelohnt! Diese Veranstaltung zum 1. September konnte sich sehen lassen. Die Qualität der ausgewählten Siegertexte sprach eine Sprache: Wer auch immer sich äußerte, er war mindestens angenehm überrascht. Manche konnten vergleichen mit der Veranstaltung von 2009, z. B. Klaus Feldmann, der ehemalige Nachrichtensprecher der "Aktuellen Kamera" des DDR-Fernsehens, der diesmal ausnahmslos alle Texte vortrug. Nicht nur er hatte einen anderen "Lieblingstext" ... aber alle Besucher fanden ihre Lieblingstexte und keinen Beitrag, den sie lieber nicht gehört hätten. Eine beeindruckende Vorgabe für die Anthologie, deren Erscheinen "vor Weihnachten" angekündigt wurde.
Auf das Flair der Veranstaltung wirkte sich die Internationalität durch die Beteiligung der Poetas del Mundo mit einigen lateinamerikanischen Gastbeiträgen angenehm aus.
Wie immer konnte man sagen, es hätten mehr Besucher gekommen sein sollen.  Zumindest aber konnte peinliche Leere im Saal vermieden werden. U.U. sollten trotzdem die Einladungswege überdacht werden. Denn letztlich könnte man zusammenfassen: Schade für jeden, der - aus welchem Grunde auch immer - nicht dabei gewesen ist.
Stop: Etwas empfand ich dann doch wieder als "peinlich". Diesmal hatte es Herr Forster als Organisator des Kulturrings geschafft und schaffen müssen, eine Reihe von Sponsoren "ins Boot zu holen". So waren eben die Wände nicht nur mit der offiziell heute eröffneten Ausstellung gestaltet, sondern eine gewichtige Werbetafel der WWK starrte in den Saal ... und irgendwie mussten die Sponsoren in der Moderation untergebracht werden. Die Kultur wurde platt geschossen. Keine Mittel fürs Haus, keine Mitarbeiter mehr (Ende der geförderten "Maßnahmen") ... und nur durch externe Sponsoren konnte die Anreise der beiden Sieger ermöglicht werden.
WIR haben das Beste daraus gemacht. Und freiwillig werden wir nicht verstummen.

Planet der Pondos

Wurde gerade auf "buchhandel.de" hingewiesen.
Da findet man unter http://www.buchhandel.de/detailansicht.aspx?isbn=9783938969090 den Klappentext und die Bestelldaten des Buches ...

1. September

Mit dem Ausdruck "Antikriegstag" mag ich mich nicht anfreunden. Ich bin nicht nur "ANTI", gegen Krieg, sondern für den Frieden auf der Welt.
Dafür lohnen die verschiedensten Aktivitäten.
Um 19 Uhr beginnt die Friedenslesung im Kulturforum Hellersdorf. Die Juryarbeit in Vorbereitung dieser Veranstaltung und Auswertung des internationalen Wettbewerbs hat sehr viel Mühe gemacht. Aber das Gefühl, meinen "ureigenen" Beitrag geleistet zu haben, ist ein guter Lohn ...

XVI. CITA de la Poesia

Welches Nachgefühl bleibt von gestern?
Seltsamerweise zuerst Enttäuschung.
Okay, Dafür, dass ich mich im Objekt "verirrte", weil mich die wenigen Leute in der Uni in die Irre geschickt hatten, und ich so erst nach der Vorstellungsrunde ankam, war Pech.
Es waren andere Leute als erwartet da (Maria G. z. B. nicht), aber nette (oops ... positiv gemeint, weil über die negative Verwendung des Wortes diskutiert wurde) und jeder hatte die Gelegenheit, seinen Text vorzustellen. Alle Texte (bis auf meinen) wurden zweisprachig vorgetragen (selbst bei denen, von denen keine Rohfassung vorlag).  Es wurden sogar gelegentlich konstruktive Verbesserungsvorschläge gemacht, aber ...
Es war wohl der Augenblick , als Jürgen als Seminarleiter verkündete, dass es morgen weiterginge ... mit neuen Texten. Die Kreativität der Nachdichtungsarbeit beschränkte sich auf einige Blitzmomente, führte bei keinem Text ans Ziel.
Na ja, vielleicht bleiben internationale Partnerschaften ...

XVI. CITA de la Poesia

2011 Ist die CITA umfangreicher, aufgeteilter als im Vorjahr. Also ein Teil hat schon stattgefunden. Da haben wir eine "Bürgerbegegnungstätte" in Hohenschönhausen gefüllt. Nun gibt es Seminarveranstaltungen in der Humboldt-Uni, in denen über die eigenen Texte gesprochen wird ... aber eben in der Partnersprache. Dabei gibt es Veranstaltungen Deutsch-Spanisch und Deutsch-Russisch.  Als Arbeitsgrundlage habe ich es mit dem google-Übersetzer probiert. Wenn man etwas mitdenkt, kommt sogar etwas Verständliches heraus. Grins: Die russische Version hätte ich korrigieren wollen, aber dazu müsste ich wissen, wo auf der deutschen Tastatur kyrillische Buchstaben generiert werden. Also schaun wir mal ...
Am 1.9. ist die Friedenslesung im Kulturforum Hellersdorf, am 2.9. gehts in der Humboldt-Uni weiter - Spanisch und Russisch parallel.

Verwunderung

Es gibt Dinge, die sind rational einfach nicht erklärbar. Vielleicht ist mein lyrischer Fundus erschöpft? Vielleicht musste sich im Inneren erst wieder Utopisches sammeln? Hat sich jetzt gesammelt und möchte raus - und sei es als kurze Erzählung? So richtig gut erzählen kann ich immer noch nicht. Aber vielleicht schreibe ich erst einmal ein paar Gedanken auf, an denen ich mit der Zeit feilen kann ...

Kausalkette

Manchmal hasse ich es: Ein kleiner "Fehler"(?) hat zahllose Konsequenzen: Gestern musste ich mich "aufklären" lassen: Was ich denn wolle? Auch bei einer Totgeburt ist die "Mutter" "Mutter geworden".
Wenn aber "die nicht mutter / gewordene" nicht geht, dann wird auch die restliche Symbolik problematisch. Ob man die Absicht des ursprünglichen Texte trotzdem noch herausliest?

Das Freitagsgedicht (12)


eine geburt

am wochenbett 
streiten sich
die götter
steiß dort 
wohin kopf gehört
man müsste es drehen
vernunft nach vorn 

endlich schneiden
meinen einige
lassen wir
der natur ihren lauf
andere

steiß kommt zuerst
zu spät
kein schrei leben
niemals
die frau
weint sich
in langen schlaf

Planet der Affen – Prevolution



Ich gebe es zu: Ich habe den Film gesehen. Die Rezension dazu in der „junge Welt“ hat mir die Entscheidung nicht abgenommen. Eigentlich habe ich es nicht bereut … aber empfehlen kann ich den Film nicht. Natürlich ist die Aufgabe SOLCHER Filme schwer zu lösen. Aber der erhoffte Gewinn ist eigentlich zu verführerisch. Die Grundidee der Ur-Films „Planet der Affen“, als absolute Pointe den Helden erkennen zu lassen, dass er nicht zig Lichtjahre fern, sondern auf einer Erde mit vergangener menschlicher Zivilisation angekommen ist, darf wirklich genial genannt werden. Man hofft auf den berühmte Namen und verspricht eine Erklärung, „wie es dazu gekommen ist“. Da liegt ein Großteil des Schmerzes begründet: Mir kam der Film extrem bemüht vor, eine logische Kette des Verderbens aufzureihen. Eine politisch korrekte Aussage ist sogar gelungen: Das Motiv des menschlichen Haupthelden, ein Mittel gegen Alzheimer zu finden, um seinem Vater ein würdiges Weiterleben zu ermöglichen, nenne ich ehrenwert – dass sich das Anliegen in sein Gegenteil verkehrt, sobald es in die Hände des Profitstrebens gelangt, ist eine Erkenntnis, die mit dem Marxismus konform geht. Ich fand den Institutschef nicht überzogen gezeichnet, und dass es sich um einen Farbigen handelt, spiegelt auch eine Wahrheit: Diejenigen, die es aus ihrer besonders unterdrückten Gruppe „nach oben“ geschafft haben, haben die Regeln des Systems besonders stark verinnerlicht. Gegen eine rassistische Auslegung spricht, dass der Sadist, der den Affen Cäsar von den Menschen entfremdet hat, ein Weißer war.
Leider … wollte der Film zu viel: Familienfilm, Knastdrama, Tierfilm, Science Fiction und Action Trash – von allem ist was drin, aber nichts durchgehalten. Anstatt, dass die einen wie die anderen sich den Film ansehen, werden sie wohl alle unterversorgt bleiben.
Peinlich jedoch ist, dass der Anspruch der logischen Kette, so sehr er als gewollt durchschimmert, nicht eingelöst wurde. Von psychologisch stark anfechtbaren Darstellungen abgesehen sind mindestens drei die Handlung tragende plumpe Fehler aufgefallen:
  • der Vater des Helden dürfte der einzige sein, der trotz (hier sogar wegen!) seiner Krankheit das Auto seines Nachbarn in Betrieb nehmen kann,
  • der Intelligenteste kann nicht von vornherein von einem „Serum“, das in der vorigen Version gespritzt wurde, wissen, dass man es nun als Gaspatrone im Affenraum anwenden kann,
  • nichts deutete darauf hin, dass das 13er Serum vom Wissenschaftler an seinem Vater angewendet werden könnte – im Gegenteil: Er wollte ja vorsichtiger mit den Affen experimentieren. Warum also sollte er das Zeug dann im heimischen Kühlschrank haben?
Schade. Es ist nur etwas „politisch Korrektes“ herausgekommen. Immerhin wurden die Sequenzen so schnell aneinander gesetzt, dass das Zuschauen nicht langatmig wurde. Für einen SF-Autor gab es höchstens einiges zu entdecken, wie man es nicht machen sollte ...

Von Aliens ...

So, das musste einfach sein. Neben der SF-Fantasie habe ich nun Überlegungen zusammengetragen, welche Aussagen über intelligentes Leben im All im Raum mir wichtig erscheinen. Dabei gehe ich weniger von der Möglichkeit der Entstehung von Leben überhaupt aus. Dies ist eine Spekulation über die Häufigkeit bestimmter astronomisch-biochemischer Bedingungen. Wie viele Sterne Planetensysteme gebildet haben? Wie viele relativ stabil sind? Wie viele Planeten in jenem Gürtel haben, in dem Leben entstehen könnte? Achselzucken. Mich interessiert die philosophische Seite und die Wahrscheinlichkeit, auf welcher Entwicklungsstufe solch Leben stehen dürfte und warum.
Ich habe nicht die Absicht, mich an einem Stephen Hawkings zu messen (da fehlt mir die Intelligenz). Aber ein Essay probieren ... na, probieren eben ...
Klar: Das bisherige Ergebnis bedarf wahrscheinlich mehrerer Überarbeitungen. Aber schon jetzt lässt sich über das Vorhandene, das ich in sieben Teilen veröffentlichen werde, diskutieren.
Teil 1 folgt HIER und auch HIER.
Teil 2         HIER und auch HIER

"Das Bienenprojekt" - utopische Erzählung

Es ist vollbracht: Die erste Arbeitsfassung steht. Als "Roman" zu kurz und zu geradlinig, weil ausnahmslos aus der Sicht der Hauptperson erzählt, aber nun vom Anfang bis zu einem "Schlusspunkt" erzählt. Etwas Action, dann eher Psycho-Thrill. Am meisten faszinierte mich jener Gedanke, wie es jemandem geht, der sich und die Menschen um ihn herum als manipuliert begreift, aber fürchten muss, dass selbst dieses Begreifen Teil der Manipulation sein könnte. Am 8.8. habe ich auf

Slovs Wort-Kultur-Blog (WKB)

 die Veröffentlichung dieser Fassung begonnen - und sei es nur als externe Sicherung des Manuskripts :


 Irgendwie bleibt noch so viel Autoren-Scham, dass ich das Manuskript einen „SF-Groschenroman“ und den Autoren lieber „Anna Roth“ nenne. Hauptsächlich, weil die komplexe „Romanhandlung“ hinter dem „Thrill“ zurücktritt. Worum geht es?
Jonathan Waechter, der hier seine Geschichte erzählt, landet in einem privaten Forschungsinstitut in der (US)amerikanischen Provinz. Sein Vater war Imker, der Aufträge übernommen hatte, mit seinem Truck Bienenvölker dorthin zu bringen, wo auf Farmen Blüten zu bestäuben waren. Als der Vater starb, versprach ihm John, die Ursache für das mysteriöse Verschwinden der Völker zu finden. Ein Projekt, das am Genom der Bienen experimentiert, scheint ihm der Weg, sein Versprechen einzulösen. Sehr schnell steigt er zum Gruppenleiter mit eigenem Forschungsgegenstand auf. Sehr schnell entdeckt sein Team eine am Computer konstruierte Bienenart. Da hat James aber schon die ersten Zweifel: Alle die im Institut arbeiten haben so gut wie keine Beziehungen nach „draußen“ - eine Bedingung für die Einstellung? Es kommt zu mehreren Todesfällen von Mitarbeitern vor allem am Computer. Die lebenden Bienenexemplare erweisen sich als Fleischfresser, fliegende Piranhas.
Durch einen Zufall erfährt John, dass es das, was er gefunden zu haben glaubte, schon längst gibt, und dass es „draußen“ zu einer nicht mehr beherrschten Waffe geworden ist. Welche Rolle ist ihm zugedacht? Soll er zum Sündenbock der Militärs werden oder deren Fehler beheben?
Dann findet er sich in einem Geflecht von Manipulationen wieder. Offenbar nehmen die noch eingesperrten Bienen Einfluss auf das Denken der Menschen in ihrer Nähe. Offenbar werden die verstorbenen Kollegen, deren Tod nicht sichtbar untersucht wird, durch Agenten ersetzt. Eine Agentin, Romana, rettet John vor einem Mordanschlag.
Inzwischen steht aber nicht mehr die Frage, wem der Held vertrauen kann, sondern ob er überhaupt seinen eigenen Gedanken trauen kann. Wer lenkt wen? Wahnsinn? Denn das Forschungsprojekt hat eine neue Richtung bekommen: Möglichst viele Völker der neuen Art zu züchten – vorgeblich mit dem Ziel, den optimalen Weg zu ihrer Vernichtung herauszufinden. Aber in Jonathan reift die Idee, die Tiere lieber freizulassen …

Tücke der Technik und des Urheberrechts

Reingefallen!
Da hatte ich mir das Schmunzeln nicht verkneifen können, als das Blog antifa-sfa.over-blog.com ein gemeines Foto ins Netz stellte ... dachte ich. Ich verwendete es mit deren Adresse ... aber die hatten es auch übernommen ... und wurden wohl angeniest ...
Plötzlich tauchte an der Stelle bei mir ein over-blog-Logo auf ... weil die es an der Stelle hatten einsetzen müssen.
Also nur zum Schmunzeln. Die Quelle sprudelt wohl HIER.

Ein Streitpunkt ...

Eigentlich sollte ich mich erst einmal freuen: "Origami für Hiroshima" wurde nicht nur angenommen, sondern zum Besten gerechnet, was ich an Gedichten beim FAK vorgestellt habe.
Andererseits ist da schon einmal der kreative Zweifel geblieben. Beim "Abschreiben" des Gedichts für die Lesefassung fand ich mehrere Stellen, an denen ich den bis dahin erreichte Version verwarf.
Dann aber durchzog die Diskussion ein Hauptgedanke: Erwarte ich vom Leser, vor allem aber von einem Hörer zu viel "Vorkenntnisse"?
Na gut ... Dass die Präsentation eines Tankas beim letzten Mal die Frage provozierte, ob Origami auch eine weniger bekannte japanische Gedichtform sei, kann man noch übergehen. Obwohl es im Nachhinein die Ungenauigkeit der Überschrift gegenüber der erreichten Genauigkeit des Gedichtes selbst beweist. Es ist ja nicht abstrakt "für Hiroshima", sondern wenn überhaupt "für", dann für Sadako Sasaki. Dass niemand darauf kam, dass es nicht um irgendein Mädchen, sondern um dieses eine stellvertretende für die Hibakusha von Hiroshima handelte, macht eigentlich nichts. Eine genauere Überschrift wäre also z.B. "Kleine Hibakusha" (Singular = Plural).
Geistig nicht auflösen konnte ich den Einwand gegen "erlöste dich erfüllt". Erlösung ist ja wirklich ein christliches Bild ... und steht für den Tod. Der Wunsch nach "Erlösung" von der Krankheit aber wäre ja ein gesundes Leben. Muss ich am Ende wirklich bildarm sagen "erfüllte ihn dir"? Mit Hundeaugen erhoffte ich vergeblich einen Vorschlag.
Am umstrittensten war die 5. Strophe:
Ist die Zahl derer, die mit dem Vers "The domain sadako.org is for sale" nichts anfangen können, wirklich so groß, dass das in meinen Augen weniger "poetisch" klingende (und dem Sprachgebrauch eben nicht gerecht werdende) deutsche "Die Internetadresse sadako.org steht zum Verkauf" dafür verwendet werden muss?
Braucht das Gedicht Fußnoten???
Versuche der Verteidigung für "LITTLE BOY bliebe ungeboren" schlugen fehl: Der Zynismus, der in dieser Vermenschlichung, ja Verniedlichung, steckt, sei durch den Gesamttext nicht einpassbar. Es müsse eine Wertung hinein ... aber wie??? Am einfachsten wäre "Niemals baute jemand Bomben wie LITTLE BOY". Dabei tritt wieder die sprachliche Doppelform als Problem auf: Wer schluckt, dass "baute" eben nicht nur das Imperfekt von bauen ist, sondern auch der Konjunktiv 2, dass also das identisch verstanden werden kann zu "wäre gebaut worden"?
Poetischer vielleicht "keinem Tag begegneten jemals Bomben die Menschen liebevoll pervers LITTLE BOY tauften". Nein. Das ist auch nicht poetisch.
Oder die Perversion auf die Spitze treiben:
"Niemals gebärten Männer Bomben und tauften sie little boy"???