Das Freitagsgedicht (5)

wir beide stehn vorm himmlischen tor
nur du stehst dahinter
und ich steh davor
 
oder ist es vielleicht eher umgekehrt
und dir wird zu mir der zugang verwehrt
 
wie richtig wir eine sache verstehen
hängt ab vom punkt
von dem aus wir sie sehen
 
vielleicht ist das tor das im sonnenschein blitzt
der zugang zum ort
wo der teufel sitzt
 
und bin das nun ich oder bist es du
erfahren wir erst
ist das tor nicht mehr zu

Das habe ICH aus der Diskussion beim FAK entnommen. Also alle Wortspiele um das oder den Tor wurden im Sinne der Konzentration auf die allgemeine faustische Verunsicherung entsorgt. Aber ... KD war der Meinung, es müsse am Schluss "ist das tor ENDLICH zu" heißen. M.E. erlaubt der Rest des Gedichts einen solchen Vers nicht ...

1 Kommentar:

  1. Schade eigentlich, dass jetzt der Doppeltor-Witz verlorengegangen ist, aber sei's drum.
    „Endlich“ allerdings erschiene mir als Variante im letzten Vers fehl am Platz, denn a) impliziert dieses Wort eine Erwartungshaltung, die das LyrIch gar nicht hegt, nämlich dass sich das Tor nach dem gegenseitigen Erkennen von LI und LDu wieder schließt. Im Gegenteil, der Fokus des Gedichtes liegt doch darauf, dass es sich ÖFFNET, also eher ENDLICH AUF ist, damit es zu dem o.e. gegenseitigen Sehen/Erkennen kommen kann. Und b) ist es für die Erkenntnis, wer denn nun der Teufel ist, gar nicht relevant, ob sich das Tor im Endeffekt wieder schließt oder nicht – es sei denn (und so deute ich KDs Vorschlag) einer von beiden schlägt das Tor bewusst wieder zu und entpuppt sich DADURCH als der Teufel … Aber selbst dann müsste es für mein Gefühl nicht „endlich“, sondern eher „wieder“ heißen-
    Grins: Manchmal ergänzen sich Engelchen und Teufelchen ja und können zwar nicht so recht miteinander aber schon gar nicht ohneeinander. Dann bleibt das Tor immer einen Spalt geöffnet .
    Lieben Gruß
    Gunda

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