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bisher unveröffentlicht: eines der tierischen "Prophezeiungen" ...

Konklave der Tiere
 
Einig,
sie brauchte endlich
einen Gott,
debattierte die Versammlung
aller Tiere
über dessen Bild.
Nachdem viele
die Edlen unter sich
vorgeschlagen,
erklärten die Hunde:
Aber
Gott sieht aus
wie ein Mensch.
Die Pferde
steigerten:
Wie ein Reiter.
Allein die Ratten
blieben dabei:
Gott sieht aus
wie eine Ratte.

Einmütig
lachten die anderen

Als es nach
der nächsten
Million Jahre
wieder Zeit war
für die Versammlung
aller Tiere,
sprachen die Ratten:
Gott sieht aus
wie eine Ratte.

Niemand war übrig
zu lachen.

Buch "worträume" - Der Raum des Friedens (nur Beispielsgedicht)

Unschuldsblick
   
Ich
habe noch nie
einen menschen getötet
versichert das auge
das gut geübt
den feind
anvisiert
dem finger

immer
bist du es
der abdrückt

Buch "worträume" - Der Raum der Tiere

Vom königsfloh

es nahm einst im berliner zoo
im löwenschopfe platz ein floh
er strotzte regelrecht vor mut
und gierte nach des löwen blut


er schaffte wie mans kaum gedacht
nen flohstich dort von voller pracht
oh wie er badete der gute
in könig leuens frischem blute


es ist ihm sehr zu kopf gestiegen
wer kann schon könige besiegen
der floh sprang hoch zu den giraffen
dann in den zwinger voller affen


ihr braucht euch alle nicht genieren
ich bin der könig von euch tieren
sprach er wie man sich denken kann
am hals von einem rhesusmann


den es gejuckt bereits sehr lange
die krallen greifen wie ne zange
den floh der nun geknackt als laus
zwar spritzt noch löwenblut heraus
jedoch der königstraum ist aus

Buch "worträume" - Der Raum der Zukünfte

                      morgen-dämmerung

 
bin nitroglycerin
bin dynamit
bleiche bringendes
peroxyd
dem staat der nicht
der meine ist
für den es zeit
dass er sich verpisst
bin brand an
daimler und basf
bekämpf´ jeden
welten verschachernden
chef
trag irokesenfeder
an deutschem kopf
oder mandelaugen
krausen schopf
bin gaucho
auf wasserwerferstrahl
ich komme
komme überall

Buch "worträume" - Der Raum des DU

                                   kälteeinbruch


ich renne
in saunarote haut gehüllt
hinaus in
ewiges eis
brülle deinen namen
forme ihn
zum ball
rolle ihn
über verdeckte wege
umarme
den fertigen schneemann

im sturm erstarrend
fürchte ich
frühlingshauch

Buch "worträume" - Der Raum des Menschen

einem   

 kommunisten


 immer wieder
hat man dich
knapp verfehlt
nicht erschossen
nicht erschlagen
nicht gedreht
immer wieder
hast du neu gelernt
auch das gute
findet falsche führer
die wege
zur wüste wenden
immer wieder
wahrtest du
wasser
für oasen im sand
irgendwann
stolpern deine beine
über den fernen
lichten horizont
an geschändetes wissen
glaubend
wünsche ich dir
erlösung







Buch "worträume" - Der Raum der Tiere

Mückarus

  
Ich wäre gern im regenwald
und auch am Gelben Fluss,
am Rio Grande Nord und Süd
bevor es heißt ´s ist schluss
ich breitete die schwingen aus
und flöge einfach los
wenn ich denn will dann ist für mich
kein ziel der welt zu groß
warum nur sagst du zügle dich!
ich sei doch nur ein mück
komm einfach mit versuch es doch
ein klitzekleines stück
hier lockt mich nicht der schweißgeruch
nicht altbekanntes blut
solch leben gibt’s auch anderswo
und mindestens so gut
was bist du für ein Dädalus
der klebt an dem was geht
ich ahne unsern winter schon
dann sind wir zwei verweht
denkst du dass ich im meer ertränk
hoch oben wohl erfrör
denkst du dass ich im fernewahn
die richtung gleich verlör?
bald komm ich an in Schönefeld
mit technik groß und breit
die hebt mich hoch vom boden ab
zur erde andern seit´
tief unten stört kein ozean
im flugzeug als versteck
ich breite meine flügel aus
und sirre einfach weg

Buch "worträume" - Der Raum Gottes

                            kein ende der geschichte

   
ausgeh
öhlt.
der baum
der erkenntnis
rissige borke
letzte alte zellen  
mühevoll
wandert wasser
aus edens boden aufwärts
zu tauben blüten
vergeblich
erwartet die schlange
reifende granatäpfel
für unsere süße
vertreibung 
komm eva
erkennen wir uns
zwischendurch
drinnen
im warmen mulch
ehe engel
lucifer uns
die bienen
erfindet

Buch "worträume" - Der Raum der Spiegel


schluss


vergeblich
die grim(m)assen
letzte tränen waschen
schützende schminke
aus gegerbtem gesicht
tropfen
in züngelnde flammen
farben
des grillfeuers
verweigern sich
schmeichelndem reim
auf der kannibalenfeier
schlucken hungrige
noch
ihren speichel
bald werde ich
gar sein

Buch "worträume" - Der Raum des Dichters

                Hanoier Traum

Trotzte ich
dem reißzahn der zeit –
steinern
eine säule auf dem rücken
diesen schildkröten gleich
ich schenkte dir
dichter
taifunaugen
die besseren worte darin zu sehen
griffe deine hände
gemeinsam
gemächlichen schritts
das neue ufer
zu erschreiben
wir ertrügen
heutiges wissen
das uns noch nicht
narbte
nach neunundneunzig stürzen
kämen an
bei uns und
über wunden
wüchse haut

Buch "worträume" - der Korridor

Ich versuche einfach einmal, den Lyrikband vorzustellen mit seinen Kapiteln, die hier "Räume" heißen - mit Beispielgedicht und möglichst auch der Kapitelillustration.
Beginnen kann ich mit dem "Korridor":

                        Und schriebe ich Gedichte …

… so sähen die aus wie ich
an einem abend verkümmert
am nächsten königlich
am morgen frisch gewaschen
schon mittags mitunter ein gnom
vollkommen unvollkommen
dann wieder wie ein dom
pathetisch erhabene worte
mit sich selbst verspottendem sinn
dazwischen ein wenig mimose
die ich gelegentlich bin
ein eingebildeter dichter
der eingebildet nicht ist
doch im großen wie im kleinen
wärmendes wahres vermisst.
Ein bisschen frieden alleine
hat mir noch niemals gereicht,
warum nur bin ich das aber
das hofft und misst und vergleicht
das mit der sonne geweihter
und narbengeschmückter haut
im allerdunkelsten winkel
sich leuchtende zukünfte baut
lebenserhaltende träume
bei nachtwolkenfinsterem licht
im regen stehend erklär ich
gedichte die schreibe ich nicht

worträume

... Wahrheiten? - Widersprüche

Dass mir dieser Lyrikband 2009 gelungen ist, freut mich noch immer. Gewagt sicherlich, sind doch die verschiedensten Arten Lyrik vertreten: mitunter gereimt, mitunter mit freien Rhythmen, heitere, ernste, versponnene, politische, verräterisch persönliche, verschüchterte, größenwahnsinnige ...
Seine innere Ordnung bekommt der Band aus dem Prinzip der Räume, die das Buch inhaltlich gliedern:
Ein Korridor, dann kommen ein Raum des Dichters, Gottes, des Friedens, der Spiegel, der Tiere, der Menschen, des DU, der Zukünfte ... und ein AB-ORT gibt es auch.
Wer sich etwas genauer mit dem Inhalt vertraut machen möchte, auch einige Gedichte lesen, für den gibt es ein Extra-Blog für dieses Buch http://wortraeume.wordpress.com/.

oder weiter HIER

10 x 10 = 100

Dass 2009 ein so fruchtbares Jahr wurde, in dem vier Bücher von oder mit wesentlicher Beteiligung von Slov ant Gali erschienen, war zufällig.
Für das ungewöhnliche internationale Lyrikprojekt, das 20. Jahrhundert dekadenweise durch 10 Dichterstimmen Revue passieren zu lassen, kam die Anregung aus Israel, von einem dortigen Autor, der auf mich durch die Beteiligung an einem internationalen Friedenslesungswettbewerb gestoßen war.
Moshe Sala Chazara fand Autoren aus Deutschland, Israel und Österreich, die (nach mehreren weißen Fahnen, die die ersten Starter hissen mussten) dann ein lyrisches Wortwerk verknüpften, dass sich sehen lassen kann - dies nicht zuletzt dank der eigenwilligen Illustrationen von Orit Chazara und Iryna Lierheimer, die aus der Ukraine nach Deutschland kam.

"10 x 10 = 100"  --- also 10 Autoren x 10 Dekadengedichte = 100 Gedichte ...

Mit Blindenhund durchs Liebesland

Wenn man ausreichend eitel und kreativ ist, einige Gedichte gesammelt hat, sie irgendwie gut findet und Freunde hat, die in einer vergleichbaren Situation stecken, kann man der Verführung, sich gedruckt zu sehen, nicht widerstehen.
Wenn dann noch eine verbindende Idee hat, nähmlich, dass sich drei Männer um die 50 zum Thema "Liebe" per Gedicht äußern, dann wird da schnell ein Buch draus mit - logisch - 50 Gedichten.
So finden sich die ersten Slov-ant-Gali-Gedichte in diesem Band neben Lyrik von Ricardo Riedlinger und Volker Brauer ...