Das Freitagsgedicht (47)


bei vollmond


das klare wasser
spiegelte
den wölfen
menschengesichter
entgegen
da heulten sie
ihr leid
zum mond

als sie danach aber
ihre fänge
im wasser kühlten
und den durst löschten
waren sie wieder
wölfe
am waldrand

wir belachten
am lagerfeuer
die abwegige fantasie
des fabulierenden indianers

welch unsinn
klares wasser
da hätte kein wolf
geheult

Das Freitagsgedicht (46)


Animageddon


Ein vergeblich untergetauchter Lachs
spuckt singend
Blut in die Flut.

Ein schwitzender Eisbär
bräunt sich sein
Unschuldsfell.
Myriaden von Spatzen
ersäufen Krümelverweigerer
im endlos steigenden
Wattenmeer.

Eine weinende Eule
verabschiedet letzte Menschen
aus dem Licht.

Ratten
buchstabieren
Op-tions-schein.

Durch die breiten Straßen
Frankfurts treiben
Bullen und Bären
Nadelstreifen ins Nichts.

Das Freitagsgedicht (45)


Jahreswechsel


Komm, ich reim dir eine Sonne
in das neue Jahr hinein
und die wird kein böses Zeichen
für den Klimawandel sein.

Komm, ich häng in unsern Kirschbaum
einen Mond mit Sichelform
und bedecke dich mit Küssen,
denn die kleiden dich enorm.

Für verträumte Augenblicke
schieb sie weg, die böse Welt.
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