Das Freitagsgedicht (43)


schwere-los

unsere liebe
weltraumkalt
kristalline atemluft
ins leere
nichts
trägt töne
einer wirzeit
nur anderensterns
atmosphären 

Wieder was zum Besprechen im FAK


Nach der Balzzeit

Manchmal
möchte ich
liegen bleiben.

Deine Blicke
streicheln mich
Armer kleine Junge
hat sich weh getan.

Und ich sage
ja

Und du setzt dich,
lehnst meinen Kopf
an deine Brust,
bis sich das
unbändige Steh-auf
an mir meldet,
hörst unausgesprochene
1001 Wahrheiten
von meiner
Endlosplatte an.

Manchmal
sagt mein inneres
Manchmal,
steh auf!
Wie soll sie sich anlehnen
an deine Brust.
Vielleicht
möchte sie das
gerade jetzt.

Ohne Liebe, physikalisch


Ich
deine Liebe
vergessen?
Minus 273 Grad
auf dem
Gefühlsthermometer?

Die Luft
in meiner Nähe
fiele kristallin
auf den Boden.

Fern von mir
verdampfte sie
vielleicht wieder
zu sich selbst.

Also küss mich warm
für deine
Luft

Meiner Muse


Aufs Rad gebunden
nackt
dem Gelächter der Sonne
dargeboten
zittere ich
deinem lang entbehrten
Kuss entgegen.

Willst du uns nicht mehr,
wimmern alle Poren,
dann dreh
wenigstens
am Rad

Könnt ich mich doch
selbst küssen!

Oder binde mich
los und
komm
aufs Rad!
Mein Mund
bringt dir
mir versagte
Opfer







Fett bin ich nicht - Beste Wünsche zum neuen Jahr ...


                                   Obelix

Startschuss. Alle liefen los, jeder bemüht, sofort auf die Innenbahn zu kommen. Obwohl sie ihn Obelix nannten, … hier herrschten eigene Regeln. Offenbar hatten die anderen einen Antrittsschritt mehr oder ihre Schritte waren länger als seine oder … Obelix wusste es besser: Er bremste ganz unbewusst seine Massen. Er liefe sonst wem auch immer als Hindernis vor die Nase, kostete die anderen zusätzlich Kraft, und er würde sowieso überholt werden. Früher oder später, aber spätestens nach der ersten Runde hätte er seinen Platz. Von den 30 gestarteten Jungen der beiden Klassen den letzten. Nicht irgendwie „Letzter“, er würde nicht einmal die Chance haben, im Windschatten eines anderen sich für einen Moment auf dessen Hacken zu konzentrieren. Nein, diese Art der Ablenkung stand ihm nicht zu. Weit abgeschlagen würde er sein, einsam hinterher laufen und für wenige Minuten niemandem im Weg sein, weil er im Rücken aller vorwärts rollte, und niemand ihn so sah, um über ihn zu lästern. Außer dem Sportlehrer vielleicht, aber der stand auf der anderen Seite.
Der eckige alte Sportplatz hatte Vorteile. Jeder normale Platz war überall rund, richtiger oval, und es gab keinen Punkt, an dem man seinen Zwischenstand bestimmen konnte. Man hatte nur den Vordermann oder den keuchenden Atem der Verfolger. Obelix hatte beides nicht. Er hob den Kopf nur an der ersten Ecke und der zweiten Ecke und der dritten Ecke und er freute sich an den Ecken, denn sie sagten ihm, dass er ein, zwei, drei Viertel der ersten Runde geschafft hatte. Nein, diesmal würden sie ihn nicht neben der Bahn liegen sehen wie einen Ölfleck. Sie würden ihn nicht in der Hofpause als Obelix benutzen, einzige Sportaufgabe, zu der er taugte: Zwei Jungen packten seine Arme. Dann hatte er sich zu drehen. Seine Masse bildete den Schwerpunkt und manchmal hingen an den zweien noch zwei andere, dass es aussah wie ein Kettenkarussell. Bis Obelix dann umkippte, keine Luft mehr bekam, sich alles drehte, und die Jungen lachten. Dafür war er nütze, dass die anderen lachten. Heute nicht. Heute würden sie nicht lachen. 60 Minuten laufen. Er würde die ganzen 60 Minuten laufen. Vielleicht noch die letzte Runde, nein, bestimmt die letzte Runde beenden. Dann würden sie ihn nicht hänseln, ob er seinen Schwanz sehen könne unter der Dusche. Was ging es sie nur an? Es war sein Bauch, sein Schwanz …
Eine ganze Runde war geschafft. Wer 30 Runden geschafft hatte, der war fertig. „Sehr gut!“ würde er zugerufen bekommen und eine Zeit. Für den Rest zählten die geschafften Runden nach 60 Minuten. Für ihn waren noch nie die geforderten Minuten Ausdauer in Frage gekommen. Manchmal war er glücklich gewesen. Wenn er hatte „Seitenstechen!“ rufen können, man ihm die Schmerzen ansah und das entschuldigte das Aufgeben. Aber meist … Wie klang denn das: „Ich kann nicht mehr!“ Keiner verstand das so richtig. Die Beine waren nicht nur schwer und immer schwerer, die Herzschläge waren so laut, dass er kaum etwas anderes hören konnte, die Lunge schaffte nicht den nötigen Sauerstoff, er sah Kreise, Punkte, Farben vor Augen, die garantiert nicht da waren, schwankte, wollte sich hinwerfen, traute sich aber nicht, denn er würde wieder aufstehen müssen und … dann sah er in den Augen derer, die ihn dabei beobachteten, nur eine Diagnose: FETT!
Das siebte Viertel begann. Die Beine hatten sich in Klumpen verwandelt. Wie Blei sagte man. Warum eigentlich? Die Dichte von Gold war doch viel höher. Warum fand niemand das lyrisches Bild, dass ihn die Beine wie ein riesiger Klumpen Gold auf den Boden zogen. Obelix fand es und er wusste, dass er davon niemandem würde erzählen können, obwohl es war doch ein schönes Bild, sich vorzustellen, viele Kilo Gold hingen an ihm und er würde sie bis zum Ziel schleppen, wenn er sich bis ins Ziel schleppte.
Das achte Viertel. Nun ging es los. Obelix hörte das erste Keuchen hinter sich. Zum zweiten Mal auf der Zielgeraden, die noch lange nicht das Ziel bedeutete, und er wusste, was er zu tun hatte. Er war wieder im Weg. Zeit, in eine der Mittelbahnen auszuweichen. Bei ihm kam es nicht so darauf an. Die ihn jetzt überholten, hofften noch auf eine gute Zeit. Er … durfte sich nicht einmal für einen Moment in den Windschatten eines der Schnellen kugeln, denn damit behinderte er ja die nächsten, die ihn auch überholen mussten. Hauptsache, er hielt einen, also seinen Rhythmus durch. Nicht schlapp machen! Gut gesagt – er WAR schlapp. Es war Zeit für sein Ende.
Manche Frösche oder Kröten hatten so komische Säcke, die sie aufpumpen konnten, bevor sie ihre Geräusche ausstießen, quakend, zitternd, lebensbegierig. Obelix kamen seine Schläfen so aufgepumpt vor. Würde er jetzt gleich zu quaken beginnen? Oder eher wie der verzauberte Prinz an die Wand, also praktisch auf den Platz geklatscht werden? Er hatte nicht mitgezählt, wer ihn alles schon überholt hatte. Es wahr wohl die elfte Gerade, als ihn die Ersten zum zweiten Mal überholten. Einmal aufblicken. Die dreißig Jungen waren jetzt auf der gesamten Bahn verteilt. Nein, nicht gleichmäßig. Die meisten hatten sich zu Grüppchen verklumpt. Zu zweit, zu dritt, ja, sogar zu fünft sich moralisch aneinander festhaltend. Nur Kalle und der Tiger überholten für sich allein. Ein paar Augenblicke blieben Obelix noch bis zur nächsten Überrundung. Laufen, weiter laufen.
Lief er noch? Detlef und Ticke legten eine Pause ein. Ein paar Schritte, als spazierten sie hinterm Ziel, vorbeugen, strecken ... Dann liefen sie wieder weiter. Sollte er auch …? Nein! Er wusste: Einmal nur und er würde nicht wieder loslaufen können. Jede Sehne lauschte auf das Kommando AUFHÖREN. Nein! Er würde nicht aufgeben!
Nur nein zu sagen ist eine schwache Energiequelle. Der Sportlehrer zeigte Obelix eine 5 und rief noch 15 Minuten. Aber das galt wohl eher den beiden, die zum Überholen ansetzten. Entsetzt merkte Obelix, dass ihm die Kraft fehlte, in die Mitte auszuweichen. Die beiden aus der Nachbarklasse merkten es nicht einmal. Sie umliefen ihn wie ein bewegliches Hindernis … übrigens zum ersten Mal. Nicht jeder hatte gleich viel mehr Laufkraft als er, der fette, schwache Obelix. Er hätte zwar den Fettverbrauch der einzelnen Beteiligten genau berechnen können, am Computer, mit einem selbst entwickelten Programm, dessentwegen ihn jetzt alle ausgelacht hätten.
Die Zahl derer, die ihn weiter überholten, nahm ab. Die Müdigkeit hatte nun auch andere Goldbeine erreicht. Andererseits … Die ersten drei machten bereits auf dem Platz Lockerungsübungen. Die hatten es geschafft. Obelix sah von weitem wie eine Dampfwalze aus oder ein Stier. Arme angewinkelt, Kopf vorgebeugt. Je näher man ihm gekommen wäre, umso enttäuschter wäre man gewesen. Wegen der Schwere der Schritte und wie langsam und müde sie aufeinander folgten. Kaum schneller als beim Wandern … also bei Jungen, die nicht waren wie Obelix. Aber wer hätte schon bei ihm hingesehen. Welches Mädchen beobachtete schon einen Jungen, um sich über seine vergeblichen Mühen zu amüsieren. Es war zum Heulen und eigentlich, wenn man nahe genug herangekommen wäre, hätte man es gesehen: Der Junge, den sie alle Obelix nannten, heulte wirklich, hilflos und im Bewusstsein, dass es sowieso niemand bemerken würde.
Endlich die letzte Runde. Drei Mitschüler hatten inzwischen aufgegeben. Sie lagen am Rande der Bahn. Die 60 Minuten waren um. Der Sportlehrer winkte jeden heraus, der an ihm vorbei wollte. Obelix sah es vom Wendepunkt aus nach dem zweiten Viertel der Runde. Wahrscheinlich war keiner mehr hinter ihm. Wenn er jetzt in langsamen Spazierschritt verfiele, würde es niemanden stören außer dem wartenden Sportlehrer. Der aber fand sowieso immer etwas gegen ihn. Zwei Jungen vor ihm hatten die Situation genauso gesehen. Sie schlenderten ihre Restrunde. Ob sie ihn zuvor überholt hatten? Egal. Nun walzte er an ihnen vorbei. Auf der Mittelbahn wie bei ihm üblich.
Ein Viertel blieb noch. Da war noch Ecky. Der konnte sich offenbar nicht entscheiden. Fünf Schritte trabte er, fünf ging er gemäßigt. Dann Schwung … Obelix hatte einen Moment hochgesehen, den Jungen vor ihm fixiert, abgeschätzt, er könnte es schaffen. Nur woher noch Kraft holen? Sprint war noch weniger seine Sache als lange Strecken. Er stampfte auf, trat auf den Untergrund, als wollte er ihn für alle Demütigungen bestrafen, die andere ihm bereitet hatten. Obelix merkte, dass er entgegen jeder Vernunft beschleunigte. Er kam seinem Vordermann näher, näher, immer näher …
Es mochten die letzten drei Meter sein, auf denen er, Obelix, überholte. Begeistert riss er die Arme hoch. Sieg! Er war auf Platz 24 eingekommen. Nur undeutlich vernahm er die Stimme des Sportlehrers: „Schade! Eine Runde fehlt. Diesmal habt ihr es noch nicht geschafft ...“



Ein Hoch …


ein hoch auf die auf dreckplatz vier,
die neunten, plätze vierundzwanzig,
ein hoch auf alle fern der treppen,
ein hoch auf alle sieglos-deppen,
die, noch voll schweiß, schon alt und ranzig,
und nur gerufen werden, bring mal bier!

vergessen längst im großen augenblick
umgeht sie der medaillen reigen
verpasst durch ihre schlechte position
sei siegerlandes qualifikation.
nichts da, was sie zum protzen zeigen,
vollbringen sie ein dunkel bleibend schweres stück

kanns sein, ich fühl nur mit mit denen,
weil selbst ich unten steh voll sehnen?